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Studium: Stopp für Lehrer-Bachelor

Der Südwesten bleibt vorerst beim Staatsexamen. Streitpunkt zwischen Rektoren und Regierung ist der Übergang vom Bachelor zum Master.

Das Lehrerstudium in Baden-Württemberg wird nicht wie geplant vom Staatsexamen auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Dies sagten Wissenschaftsminister Peter Frankenberg und Kultusminister Helmut Rau (beide CDU) jetzt in Stuttgart. Sie stoppten damit eine von der Landesregierung schon beschlossene Reform.

Die Universitäten hatten den entsprechenden Kabinettsbeschluss für Bachelor und Master aus dem Juli 2007 boykottiert. „Die Universitäten weigern sich, das so umzusetzen“, erklärte der sonst für diplomatische Töne bekannte Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz (LRK), Gerhart von Graevenitz (Konstanz), zu Jahresbeginn. Nach dem Beschluss der Regierung hätten die gestuften Abschlüsse dieses Jahr das Staatsexamen ersetzen sollen, später war von 2009 die Rede. Streitpunkt zwischen Rektoren und Regierung ist der Übergang vom Bachelor zum Master.

Die Rektoren forderten hartnäckig eine von den Hochschulen kontrollierte Zugangshürde, einen sogenannten Flaschenhals zwischen Bachelor und Master. „Mit unterdurchschnittlichen Leistungen sollte man auch als Lehrer nicht weiterstudieren dürfen“, begründete dies von Graevenitz. Der Bachelor müsse ein eigenständiger Abschluss bleiben. Zudem sei das auf Wunsch des Landes bei anderen Studiengängen selbstverständlich.

Das Land wollte allein ein bestandenes Schulpraktikum zur Voraussetzung für den Übergang zum Master machen. Kultusminister Rau hatte erklärt, man brauche genügend Lehrer auch in Mangelfächern. Zudem qualifiziere allein der Bachelor noch nicht für den Beruf des Lehrers. Allerdings ist es der Kern der Studienreform hin zu Bachelor und Master, dass der Bachelor als berufsqualifizierend gilt. Die Universitäten müssen die neuen Abschlüsse intern teils gegen starke Widerstände durchsetzen, in bisherigen Magister- und Diplom-Fächern sind sie ab 2010 Pflicht. Die Rektoren hatte deshalb verärgert, dass das Land ausgerechnet für das von ihm kontrollierte Lehrerstudium die bisherigen Regeln aufweichen wollte.

Die Fronten beim Lehrerstudium laufen im Südwesten nun verquer: Die Universitäten drängen eigentlich auf Bachelor und Master im Lehramt, bestehen aber auf der üblichen Zugangshürde zwischen beiden Abschlüssen. Das Kultusministerium, das sich nur nach Druck des Wissenschaftsressorts vom Staatsexamen getrennt hatte, erleidet nun eine Niederlage im Machtkampf mit den Rektoren. Es bekommt aber nach deren Blockade des Kabinettsbeschlusses zugleich das von ihm lange verteidigte Staatsexamen zurück. Zugleich wird damit die Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und FDP übergangen, in der die Umstellung vereinbart worden war.

Als gute Nachricht hoben die Minister hervor, dass andere Elemente des Beschlusses dennoch umgesetzt würden: eine stärkere Ausrichtung an der Schulpraxis, der Neuzuschnitt von Fächern, mehr Fachdidaktik und die Einführung des Leistungspunktesystems ECTS. fvb

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