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Technische Universität: Kuratorium will Grötschel als Präsidenten

Empfehlung für die Wahl des Präsidenten: Das Kuratorium plädiert für den Mathematiker Martin Grötschel. Gegenkandidat Steinbach irritiert mit dem Bekenntnis, es sei ein schwerer Fehler gewesen, seine Söhne an der TU studieren zu lassen.

Das Kuratorium der Technischen Universität hat sich für den Mathematiker Martin Grötschel als neuen Präsidenten ausgesprochen. Diese Empfehlung gab das Gremium am Donnerstag nach einer mehrstündigen Anhörung von Grötschel und seinem Gegenkandidaten Jörg Steinbach, der derzeit Vizepräsident der TU ist. Das Kuratorium halte zwar beide Kandidaten für „präsidiabel“, hieß es nach der Sitzung. Auf der Grundlage bestimmter Wahlkriterien empfehle man aber Grötschel. Als ein Kriterium wurde genannt, dass von der Wahl ein Signal nach innen und außen ausgehen müsse. Der neue Präsident müsse ein klares Profil für die TU entwickeln, die wissenschaftliche Reputation und Leistungsfähigkeit sowie die Qualität der Lehre müssten deutlich gesteigert werden.

Um diese Formulierungen hatte das Gremium dem Vernehmen nach in einer nicht-öffentlichen Beratung heftig gerungen. Während das Kuratorium die Wahlkriterien einstimmig verabschiedete, gab es bei der Empfehlung für Grötschel auch einige Gegenstimmen.

Zuvor hatten sich Grötschel und Steinbach dem Kuratorium vorgestellt. Womöglich wurde das Gremium durch ein Geständnis von Jörg Steinbach irritiert. Steinbach, der seit sieben Jahren Vizepräsident für Studium und Lehre ist, überraschte die Zuhörer mit den Worten: „Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, als ich meine Söhne an dieser Universität studieren ließ.“ Er fügte hinzu, er habe sich nach den Erzählungen seiner Jungs über die Schwierigkeiten ihres Studiums oft „gefragt, ob ich in den letzten Jahren etwas bewegt habe“.

Grötschel hatte zunächst erklärt, das Thema „Nachhaltigkeit“ solle künftig bestimmend für das Profil der TU werden. Forscher sollten disziplinübergreifend noch stärker nach Lösungen für dieses Zukunftsthema suchen. Grötschel sagte, er wolle neue „Anreizsysteme“ in der Uni schaffen, damit die Wissenschaftler besser als bisher Forschungsgelder einwerben. „Schlafende Talente“ sollten geweckt werden. In der Lehre solle ein Augenmerk auf der Verbesserung des ersten Studienjahres liegen, um Abbrecherquoten zu senken.

Steinbach sagte, das „Leitmotiv“ seiner Präsidentschaft solle das Wort „mit“ sein. Das stehe für ein neues Miteinander. Gleichwohl berief sich Steinbach darauf, die Politik seines Vorgängers fortsetzen zu wollen. Die TU müsse mit ihrem Fächerspektrum auch in den Gesellschaftswissenschaften punkten. Professoren müssten sich mehr in den ersten Semestern engagieren. Steinbach äußerte sich auch zu Vorgängen rund um die Rechnungshofprüfungen im letzten Jahr. Damals war er kritisiert worden, auf Anweisung des Senats ein Disziplinarverfahren gegen die TU-Kanzlerin zu führen. „Ich habe damals auch Fehler gemacht“, sagte Steinbach – verwies aber darauf, dass noch nie ein Vizepräsident in seiner Lage gewesen sei.

Der erweiterte Akademische Senat wählt den Präsidenten am 6. Januar – der Termin wird nicht, wie zwischenzeitlich überlegt, auf Dezember vorgezogen. Die Empfehlung des Kuratoriums ist nicht bindend.Tilmann Warnecke

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