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"Kepler-425b"

© Abb.: NASA Ames/JPL-Caltech/T. Pyle

Teleskop Kepler findet Kepler-452-b: Die Erde hat einen Cousin

Kepler-452-b: Astronomen finden einen Planeten, der unserer Erde ähnlich ist. Die spannendste Frage können die Nasa-Forscher nicht beantworten.

„Erdähnlicher Planet bei einem fernen Stern entdeckt.“ Mit solchen Meldungen machte die US-Raumfahrtbehörde Nasa in den vergangenen Jahren mehrfach auf sich aufmerksam, um Funde ihres Weltraumteleskops „Kepler“ zu präsentieren. Wobei das jeweils vorgestellte Exemplar eines Exoplaneten der Erde ein bisschen ähnlicher war als frühere Kandidaten. Am Donnerstag war es wieder soweit. Dieses Mal war es Kepler-452b.

Seine Umlaufzeit ist nur 20 Tage länger als die der Erde

Sein Durchmesser ist etwa 60 Prozent größer als der der Erde, er ist wahrscheinlich ein Fels- und kein Gasplanet. Der Abstand zu seinem Mutterstern ist ungefähr so groß wie unserer zur Sonne, selbst die 385 Tage Umlaufzeit sind verblüffend ähnlich. Bemerkenswert ist vor allem, dass seine „Sonne“ unserer ausgesprochen ähnlich ist. Hatten die meisten der bislang entdeckten „erdähnlichen Planeten“ heiße Riesen oder kalte Zwerge vor der Nase, so blickt Kepler-452b auf einen Glutball, der nur wenig größer als unsere Sonne ist, ein bisschen heller leuchtet und mit sechs Milliarden Jahren etwas älter ist.

„Wir stellen uns Kepler-452b als älteren, größeren Cousin der Erde vor“, sagte Jon Jenkins vom Ames Research Center der Nasa in Moffett Field (Kalifornien). Da auch unsere Sonne sich in Zukunft aufblähen wird, könnten wir von dem fernen Planetensystem lernen, was uns dereinst erwartet. Den Berechnungen der Astronomen zufolge befindet sich der Exoplanet in der habitablen Zone um seinen Stern, also in jener Region, in der auf der Oberfläche eines Planeten flüssiges Wasser existieren sollte. Nimmt man all die physikalischen Daten zusammen, so ist die Ähnlichkeit zwischen den kosmischen Vettern wirklich groß.

Seti-Forscher haben in das Sternsystem hineingelauscht

Die wichtigste Frage, die jede Präsentation einer „zweiten Erde“ aufwirft, blieb allerdings unbeantwortet: Gibt es dort Leben? Daran ändert auch die Computergrafik nichts, die wie immer in diesen Fällen eine gewisse Nähe zu unserem Planeten erkennen lässt. Jenkins betont, dass der „Cousin“ bereits sechs Milliarden Jahre in der lebensfreundlichen Zone kreise, anderthalb Milliarden Jahre länger als die Erde. Wenn die Voraussetzungen günstig seien, bestünde daher eine gute Chance, dass dort tatsächlich Leben entstand, meint Jenkins. Belegen kann er es allerdings nicht.

Auch die Seti-Forscher, die nach Mustern in Radiosignalen suchen, um fremde Zivilisationen aufzuspüren, hatten keinen Erfolg. Wie das Fachmagazin „Nature“ berichtet, haben sie mit dem Allen Telescope Array in Kalifornien in das Sternsystem Kepler-452 im Sternbild Schwan hineingelauscht. Und nichts Auffälliges gefunden.

Primitives Leben ist wahrscheinlicher

Falls es auf fernen Planeten überhaupt Leben gibt, so sind primitive Formen wie Bakterien wahrscheinlicher als höhere Kreaturen. Schon lange überlegen Wissenschaftler, wie sie Hinweise darauf erhalten können. Als wichtige Indizien gelten Gase wie Sauerstoff und Methan in der Atmosphäre: Normalerweise reagieren sie rasch miteinander und verschwinden. Gibt es aber Leben (und da genügen simple Einzeller), werden die Gase ständig nachgeliefert – und könnten in einigen Jahren von leistungsstarken Teleskopen nachgewiesen werden.

Ob die beiden Gase als Beweismittel zugelassen werden, ist offen. Über diese und weitere Fragen diskutieren die Wissenschaftler noch heftig. Das liegt unter anderem daran liegen, dass Exoplaneten ein junges Forschungsthema sind. Vor gerade einmal 20 Jahren wurde der erste entdeckt, heute sind etwas über 1000 bekannt. Die Gefahr, dass Wunschdenken oder Phantasie die Arbeit beeinflusst, ist gerade bei der Frage nach außerirdischem Leben groß.

Für einen Besuch beim "Cousin" ist es viel zu weit

Einfach nachschauen mit einem Raumschiff oder Forschungsroboter, ob da irgendetwas kreucht und fleucht, ist bei Kepler-452b ausgeschlossen. 1400 Lichtjahre sind einfach zu weit.

Der „Cousin“ dürfte einer der letzten Höhepunkte der „Kepler“-Mission sein. Die Lageregelung des 2009 gestarteten Weltraumteleskops ging vor zwei Jahren kaputt. Es arbeitet zwar weiter, kann aber nur noch eingeschränkt beobachten. Doch es werden bereits neue Teleskope wie „Tess“ und „Plato“ geplant. Sie sollen vor allem nähere Sterne in den Blick nehmen – um dort weitere erdähnliche Körper zu finden.

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