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TURNERS Thesen: Besser lehren? Fleißiger lernen!

Bund und Länder wollen nach dem Exzellenzwettbewerb jetzt auch einen Wettbewerb in der Hochschullehre starten. Hochschulen können sich um zusätzliches Geld für Maßnahmen in der Lehre bewerben.

Bund und Länder wollen nach dem Exzellenzwettbewerb jetzt auch einen Wettbewerb in der Hochschullehre starten. Hochschulen können sich um zusätzliches Geld für Maßnahmen in der Lehre bewerben. Dieser „Qualitätspakt“ ist die einzige Maßnahme, auf die sich Bund und Länder beim „Bildungsgipfel“ am Donnerstag einigen konnten.

So sehr es anzuerkennen ist, dass der Lehre die gebotene Aufmerksamkeit geschenkt wird, so deutlich muss davor gewarnt werden, in neuen Programmen allein das Heil zu suchen und anzunehmen, mit mehr Geld würden die ausgemachten Probleme gelöst. Vor allem dürfen Studierende, die Schwierigkeiten haben, mit dem Stoff und den Anforderungen eines Studiums zurechtzukommen, nicht glauben, damit würde ihnen alles zufallen und nun könne nichts mehr schiefgehen. Die persönliche Anstrengung, das Lernen aus Büchern oder anderen Hilfsmitteln bleibt das Entscheidende. Wer das nicht begreift, dem werden auch Bemühungen um eine verbesserte Lehre nicht helfen.

Gewiss sind überfüllte Hörsäle, zu viele Teilnehmer in Seminaren und Übungen, unzureichende Ausstattungen von Bibliotheken alles Hemmnisse, die mit dem Einsatz finanzieller Mittel zumindest teilweise behoben werden können. Schwieriger ist es schon bei der Eignung der Professoren. Es ist eben nicht jeder, der unstreitig wissenschaftliche Leistungen erbracht hat und auf eine Hochschullehrerstelle berufen ist, auch ein glänzender Pädagoge. Die Forderung, der Eignung in der Lehre müsse bei Berufungen ein höheres Gewicht beigemessen werden, ist wohlfeil, letztlich aber nicht mit Sicherheit erfolgreich umzusetzen. Recht und schlecht werden sich auch weniger Talentierte bei Probevorlesungen etc. durchlavieren. Ob da eine „Akademie für Studium und Lehre“, wie die Bundesbildungsministerin sie mit den Mitteln des Qualitätspakts einrichten will, wirklich Abhilfe schaffen kann, erscheint nicht von vornherein einleuchtend.

Sicher ist nicht an eine Einrichtung wie das berüchtigte „Dozentenlager von Jüterbog“, einer Erziehungs- und Schulungseinrichtung im Dritten Reich gedacht, das den Initiatoren der Akademie-Idee vermutlich gar nicht bekannt ist. Aber alle bisherigen Ansätze, so etwas wie ein Training in Didaktik einzelner Disziplinen zu etablieren, sind gescheitert. Das mag an den Protagonisten solcher Vorhaben gelegen haben, die nicht immer durch besondere Forschungsleistungen aufgefallen waren und glaubten, hier ein neues Betätigungsfeld zu entdecken, so dass der frühere Präsident der Rektorenkonferenz, Werner Knopp in den 1970er Jahren spotten konnte: „Je forscher die Lehre, desto leerer die Forschung.“

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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