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TURNERS Thesen: Die Charité gehört zum Bund

Der Vorschlag von Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan, die Charité in die Obhut des Bundes zu überführen, hat zu Recht nahezu einhellige Zustimmung erfahren. Damit würde das verwirklicht, was seit langem ansteht, von den beteiligten Universitäten, aber auch vom Wissenschaftsrat jedoch abgelehnt wurden, nämlich die Charité als Medical School zu organisieren.

Der Vorschlag von Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan, die Charité in die Obhut des Bundes zu überführen, hat zu Recht nahezu einhellige Zustimmung erfahren. Damit würde das verwirklicht, was seit langem ansteht, von den beteiligten Universitäten, aber auch vom Wissenschaftsrat jedoch abgelehnt wurden, nämlich die Charité als Medical School zu organisieren. Entsprechende Vorschläge wurden mit den Scheinargumenten abgekanzelt, damit ginge einerseits der Kontakt zu den naturwissenschaftlichen Basiswissenschaften verloren, andererseits amputiere man die Universitäten und beraube sie einer ihrer tragenden Säulen. Alles Vorwände, wie man jetzt unausgesprochen zugeben muss. Besonders der Vergleich mit den als Vorbild gepriesenen US-amerikanischen Medical Centers macht deutlich: Dies ist der Erfolg versprechende, richtige Weg.

Allerdings sollte man nicht verkennen, dass allein die Überführung der Charité in die Zuständigkeit des Bundes noch nicht garantiert, dass sie ihre wissenschaftliche Position halten, möglichst sogar im weltweiten Wettbewerb verbessern kann. Dazu muss sie von einigen Berlinensien befreit werden. Dazu gehören die exzessiven Rechte der Personalvertretung und die Ausstattung mit allen möglichen freigestellten Beauftragten. Damit es keine Missverständnisse gibt: Vertretung der Beschäftigten und die Wahrnehmung der Interessen beispielsweise von Frauen sind legitime Anliegen. Nur muss ein vernünftiges Maß gefunden werden und Berlin muss hier nicht unbedingt Spitze sein.

Im Übrigen scheint die Illusion zu herrschen, der Wechsel zum Bund bedeute ein finanziell sorgenfreies Leben der Institution. Ob es vorab Garantien geben kann, scheint unwahrscheinlich. Aber schon die Aussicht, den Wechselbädern der Berliner Finanzplanung und dem zum Teil unangemessenen Umgang zu entkommen, erscheint erstrebenswert. Die Bedenkenträger aus der Phalanx der Föderalismusverteidiger und der Verfechter der Hochschulautonomie werden schon noch in Stellung gehen. Die Finanzierung der Exzellenzinitiative auch durch den Bund hat gezeigt, dass dies trotz des sogenannten Kooperationsverbots geht – wenn man will und es keinen „Kläger“ gibt. Den Befürwortern der Idee von Annette Schavan ist zu wünschen, dass sie Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen bewahren. Glückauf!

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: g.turner@tagesspiegel.de

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