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TURNERS Thesen: Die Privaten neigen zum Flop

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Der Wissenschaftsrat hat der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin wenig Schmeichelhaftes ins Stammbuch geschrieben. Das Vorhaben sei „ambitioniert“, „ehrgeizig“, „nicht realistisch“. Der Managementaspekt werde durch die bisherigen Professoren „nur unzureichend abgebildet“. Gerügt werden fehlende Profilbildung, eine zu unklare Programmstrategie, mäßige Forschungsleistungen.

Mit viel Aufwand wurde die Gründung begangen. Neben den Spitzen der Gründerunternehmen, darunter Allianz, Deutsche Bank, Eon und Siemens, adelte auch der damalige Bundespräsident Johannes Rau die neue Kaderschmiede mit seiner Anwesenheit, die sich gern „Harvard an der Spree“ nennen ließ. In zehn Jahren wollte man zu den „Top 10“ der Welt gehören. Sechs Jahre sind verstrichen, die ersten vor allem mit dem Umbau des früheren Staatsratsgebäudes. Was wurde nicht alles herumschwadroniert! Die deutschen Universitäten bildeten keine Spitzenkräfte aus; die müsse man aus dem Ausland mit einer neuen Einrichtung holen, ließ sich der frühere Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, vernehmen. Wobei er im Einzelfall recht haben mag: „Er ist Absolvent einer deutschen Universität, sein Nachfolger kommt aus St. Gallen. Kritische Fragen wurden abgebügelt, die Berliner Universitäten mehr oder weniger als nicht satisfaktionsfähig übergangen.

Dass der Wissenschaftsrat sich gegen ein eigenständiges Promotionsrecht ausgesprochen hat, ist für die ESMT zwar bitter, vielleicht sogar ungerecht, nährt aber die Hoffnung, dass auch in anderen Fällen vergleichbar restriktiv verfahren wird. Ein Stopp der Ambitionen mancher Fachhochschul-Lobbyisten wäre ein wichtiges Signal. Ob alle Fakultäten an Universitäten den Ansprüchen genügen, ist eine andere Frage. Ein Entzug des Promotionsrechts ist noch tabu.

Die vom Wissenschaftsrat aufgelisteten Defizite sind nicht der derzeitigen Leitung und dem aktuellen Lehrkörper anzulasten. Es sind Geburtsfehler. Die leisteten sich auch die Väter des SIMT (Stuttgart Institute of Management and Technology). Diese einst ebenfalls hochgejubelte Mini-Gründung ist – nach mehreren Beinah-Pleiten – sanft entschlafen. Die Liste der Flops von privaten Hochschulen ist nach unten offen. Schlusslicht ist wohl die Hanse-Universität in Rostock, deren Studierende man an den Fingern einer Hand abzählen kann.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben:

g.turner@tagesspiegel.de

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