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Turners Thesen: Exzellenzinitiative macht viel kaputt

Die Präsidenten der Berliner Universitäten haben sich in einer Veranstaltung lobend zu der Exzellenzinitiative geäußert. Das ist insofern verständlich, als die Freie Universität in der ersten Runde zu den neun Siegern gehörte und auf Verlängerung setzt, die Humboldt-Universität hofft, in der zweiten Runde erfolgreich zu sein, und die Technische Universität, weil sie sich ausrechnet, wenn schon nicht den Exzellenz-Status, so doch wenigstens Forschungscluster an Land zu ziehen.

Die Präsidenten der Berliner Universitäten haben sich in einer Veranstaltung lobend zu der Exzellenzinitiative geäußert. Das ist insofern verständlich, als die Freie Universität in der ersten Runde zu den neun Siegern gehörte und auf Verlängerung setzt, die Humboldt-Universität hofft, in der zweiten Runde erfolgreich zu sein, und die Technische Universität, weil sie sich ausrechnet, wenn schon nicht den Exzellenz-Status, so doch wenigstens Forschungscluster an Land zu ziehen. Was aber, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden?

Bei der anstehenden Entscheidung, welche Universitäten als erstklassig eingestuft werden, ist eine Möglichkeit, dass man eine feste Zahl („bis zu 10/12/15“) von Universitäten fixiert. Dann müssten, damit die Zukunftskonzepte anderer Universitäten honoriert werden können, einige von den neun beim ersten Durchgang Ausgewählten „absteigen“. In einem solchen Fall würde die entsprechende Einrichtung das Gütesiegel verlieren. Das kann einerseits auch die FU treffen, andererseits könnte die HU von einer solchen Maßnahme profitieren. Wäre die HU damit besser als die FU geworden oder war das in der Vergangenheit umgekehrt der Fall?

Der Entscheidung lag kein Ranking, wie solide es auch immer gewesen sein könnte, zugrunde; vielmehr wurden die besten Zukunftskonzepte honoriert, also Anträge, die Zielvorstellungen formulieren. Die Folgen sind gravierend. Die einen werden zu Elite-Universitäten hochgejubelt, die anderen landen in der 2. Liga. Passiert das einer ambitionierten Universität zum zweiten Mal, wird das auf Dauer Schäden an Ansehen mit sich bringen. Die Differenzierung in „Spitze“ und „Rest“ ist im Ergebnis gewollt. Man möchte eine kleinere Zahl von Forschungsuniversitäten schaffen; die anderen sollen vor allem die ständig ansteigenden Studierendenzahlen verkraften. Das hätte erreicht werden können, indem die Fachhochschulen primär für Ausbildungsaufgaben ausgebaut worden wären. Heute ist das Verhältnis von Studierenden an Universitäten im Verhältnis zu Fachhochschulen 60/40. Das umgekehrte Verhältnis wäre sachgerechter.

Indem jetzt die „Rest-Universitäten“ in Richtung Fachhochschulen „downgegradet“ werden, wird zwar korrigiert, dass seinerzeit die Universitäten überproportional ausgebaut wurden. Dabei wird aber vieles an den Universitäten kaputt gemacht, die nicht in die 1. Liga gelangen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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