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TURNERS Thesen: Fehler bei Bachelor und Master

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) fordert eine Debatte darüber, ob die Konzentration auf den sechssemestrigen Bachelor in Deutschland überall richtig ist. Die Frage kann man getrost erweitern, nämlich dahin, ob es richtig ist, dass Bachelor- und Master-Studiengänge sowohl an Fachhochschulen als auch an Universitäten angeboten werden.

Vor der Einführung des reformierten Studiensystems vermittelten die Fachhochschulen kürzere, die Universitäten längere Ausbildungswege. Es hätte also nahe gelegen, die Ausbildung mit dem Bachelor-Abschluss an den Fachhochschulen, die zum Master an den Universitäten vorzusehen. Dies hätte eine Verlagerung von Stellen und Personen von den Universitäten an die Fachhochschulen vorausgesetzt. Derzeit ist das Verhältnis der Studierenden etwa zwei Drittel zu ein Drittel zu Gunsten der Universitäten. Umgekehrt wäre es sachgerechter.

Eine Umschichtung drohte allerdings an dem Widerstand der Universitäten zu scheitern. Deshalb ist sie ernsthaft nicht versucht worden. Die Fachhochschulen ihrerseits haben alles daran gesetzt, ebenfalls Master-Studiengänge anbieten zu können. Dafür fehlen ihnen aber zum Teil die personelle und sächliche Ausstattung. Dass es jetzt gerade in ihrem Bereich Schwierigkeiten gibt, unter anderem durch hohe Abbrecherzahlen, kann nicht verwundern. Das gleiche gilt aber auch für Universitäten. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Stoff nicht für die kürzere Ausbildung zum Bachelor neu konzipiert wurde, sondern die bisher bis zur Zwischenprüfung angebotenen Inhalte ein wenig ergänzt oder die bis zum Diplom vorgesehenen teilweise abgeschnitten worden sind.

Am deutlichsten ist die Fehlentwicklung bei der Ingenieurausbildung. Hier gab es eine bewährte Arbeitsteilung zwischen den Hochschulen. Die Fachhochschulen bildeten in kürzeren Studiengängen (sechs bis acht Semester) einen Dipl.-Ing. (FH) aus; an den Universitäten waren acht bis zehn Semester vorgesehen. Jetzt herrscht ein Durcheinander, das weder unvorhersehbar noch unvermeidbar war. Der Grund ist eine Hochschulpolitik, an der viele herumbasteln und die sich seit vierzig Jahren zwischen Extremen bewegt. Die von der HRK geforderte Debatte ist ein weiteres Zeichen dafür. Besserung ist nicht in Sicht.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine e-mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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