zum Hauptinhalt

TURNERS Thesen: G 8 und Bachelor nicht überfrachten

Auch wegen überlanger Studienzeiten (13 bis14 Semester) und des hohen Alters der Absolventen (28 Jahre) wurde „Bologna“ eingeführt – um einen Abschluss nach sechs Semestern zu ermöglichen. Ebenso wurde die gymnasiale Schulzeit auf 12 Jahre als Angleichung an internationale Standards verkürzt.

Auch wegen überlanger Studienzeiten (13 bis14 Semester) und des hohen Alters der Absolventen (28 Jahre) wurde „Bologna“ eingeführt – um einen Abschluss nach sechs Semestern zu ermöglichen. Ebenso wurde die gymnasiale Schulzeit auf 12 Jahre als Angleichung an internationale Standards verkürzt. Inzwischen möchten manche in Schule und Hochschule zum alten System zurückkehren.

Umstellungen bringen Probleme mit sich. Aber sie sind lösbar, wie viele gute Beispiele zeigen. Dass es daneben Fälle gibt, in denen die Schulen Veränderungen organisatorisch nicht oder nur unzureichend meistern und die Hochschulen die Studienpläne nicht den zeitlichen Vorgaben anpassen, ist bedauerlich. Aber das lässt sich ändern. Wenn der zeitliche Rahmen knapper bemessen wird, kann nicht ein Stoff, der für eine längere Lernphase vorgesehen war, in das engere Korsett gepresst werden.

Gymnasien müssen das Pensum im Verhältnis zu den Anforderungen der 13-jährigen Schulzeit reduzieren. Schließlich gab es früher auch Phasen, die man ohne Übertreibung als Leerlauf bezeichnen kann. Zudem sind an den Schulen die Organisation des Unterrichts und der Abläufe verbesserungsfähig. Das gelingt gar nicht so wenigen Schulen recht gut. An ihnen müssen sich die anderen ein Beispiel nehmen.

Die Hochschulen, vor allem die Universitäten, müssen registrieren, dass ein verkürztes Studium nicht ein abgehacktes längeres ist. Vielmehr müssen die Studiengänge an die zeitlichen Vorgaben angepasst werden. Manche Fachvertreter hängen immer noch der Illusion an, dass allein vom Fach her bestimmt werden kann, was zum Inhalt eines Studiums gehört und wie lange es währt. Wenn das so wäre, würde die Studienzeit vermutlich doppelt so lange dauern wie es vor Einführung von Bologna der Fall war. Die Festlegung von Ausbildungszeiten ist auch eine „politische“ Entscheidung.

Den Deutschen wird von der OECD ständig mit schiefen Vergleichen vorgehalten, hierzulande gäbe es im Verhältnis zum Ausland zu wenige Studierende. Deshalb fordern Politiker, dass 50 Prozent der relevanten Altersgruppe ein Studium aufnehmen. Dann sollten sich dieselben auch vergegenwärtigen, dass die 12-jährige Schulzeit und ein kürzeres Hochschulstudium ebenfalls zum internationalen Standard gehören.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-mail schreiben: g.turner@tagesspiegel.de

Zur Startseite