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Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Lasst Schulen von Managern leiten

Im Prinzip macht es keinen Unterschied, ob jemand Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens oder Schulmanager ist. Direktoren sollten daher aus Berufsfeldern rekrutiert werden, in denen man kaufmännische und verwaltungstechnische Fähigkeiten lernt, meint unser Kolumnist George Turner.

Stellen für Leiter von Schulen können nicht besetzt werden, weil es an Bewerbern fehlt. In Berlin hat etwa jede siebte Schule keine vollständige Schulleitung. Insgesamt sind mehr als 800 Funktionsstellen unbesetzt. Die Schulverwaltung in Berlin steht diesem wie auch anderen Problemen ahnungs- und lösungslos gegenüber. Aber auch andernorts fehlt es an Fantasie, wie man der Misere Herr wird.

Lehrkräfte beiderlei Geschlechts ergreifen den Beruf hoffentlich, weil sie Kinder unterrichten wollen, nicht weil sie einen unüberwindlichen Drang verspüren, Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Dennoch schien es lange nicht unattraktiv zu sein, Rektor/in (an Grund-, Haupt- und Realschulen) oder Direktor/in (an einem Gymnasium) zu werden. Neben einer bescheidenen Gehaltsaufbesserung war es durchaus ein Prestige, eine solche Stelle zu bekleiden.

Das scheint sich radikal geändert zu haben. Die Gründe mögen vielfältig sein. Auseinandersetzungen mit den Mitgliedern des jeweiligen Kollegiums, Verschwendung von Zeit wegen unergiebiger Dispute mit vorgesetzten Dienststellen und Ärger mit uneinsichtigen Eltern, die meinen, „die Schule“ sei verantwortlich, wenn das eigene leistungsschwache und -unwillige Kind nicht reüssiert, gehören mit Sicherheit dazu.

Die gängige Parole, wie dem Mangel an Schulleitern abzuhelfen sei, geht dahin, die Stellen müssten attraktiver ausgestattet werden. Abhilfe mag so zum Teil möglich sein; eine Lösung ist es dennoch nicht.

Die Aufgabe, eine Schule zu leiten, ist in erster Linie eine organisatorische. Rechts- und Verwaltungskenntnisse und kaufmännische Fähigkeiten sind bei der Bewältigung der Aufgaben von Vorteil, wenn nicht sogar Voraussetzung. Darüber aber müssen Pädagogen nicht verfügen. Tun sie es und bewerben sie sich auf entsprechende Stellen, mag man das als Glücksfall ansehen.

Warum aber rekrutiert man als Schulleiter nicht aus den Berufsfeldern, in denen die beschriebenen Merkmale zur Ausbildung und zum Tätigkeitsfeld gehören? Schulleiter zu sein bedeutet die Wahrnehmung einer Managementaufgabe. Dies lernen etwa Betriebswirte, aber auch Angehörige kaufmännischer Berufe und Verwaltungsfachleute. Im Prinzip macht es keinen Unterschied, ob jemand Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens oder Schulmanager ist. Die Eigenarten des speziellen „Betriebs“ lernt man „by doing“.

Einem solchen Vorschlag folgt mit Sicherheit der Aufschrei der Lehrerverbände: Schulleiter sei eine ureigene Aufgabe der Berufsangehörigen, denen bei der Umsetzung solcher Vorschläge Stellen abhanden kämen. Das ist richtig. Aber dann, bitte schön, sollten sich die Berufskollegen auch nicht zieren, solche Stellen und Aufgaben zu übernehmen.

- Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: george.turner@t-online.de

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