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TURNERS Thesen: Planwirtschaft ist nichts für die Elite

Die Exzellenzinitiative soll über 2011 fortgeführt werden, der nächste Förderabschnitt die Zeit von 2012 bis 2017 umfassen. Bis zu fünf Neuanträge können ausgewählt werden.

Die Exzellenzinitiative soll über 2011 fortgeführt werden, der nächste Förderabschnitt die Zeit von 2012 bis 2017 umfassen. Bis zu fünf Neuanträge können ausgewählt werden. Maximal sollen 12 Universitäten mit ihren Zukunftskonzepten gefördert werden. Dann müssten zwei von den neun bisher Auserwählten „absteigen“. Die Universität Freiburg könnte es dem dort ansässigen Fußballklub nachmachen und immer mal wieder ab- und aufsteigen; Hamburg könnte dem HSV nacheifern und Verfolger der Münchner Universitäten werden wollen. Auf- und Abstieg würden konterkarieren, dass man eine Positionierung eines festen Kreises von Universitäten unter den in der Welt führenden erreichen möchte.

Sollten denn aber womöglich die neun Sieger der ersten Runde oder eine kleinere Zahl besonders gepäppelt werden? Sollte man die Fixierung verstetigen? Das dürfte kaum durchsetzbar sein, fühlen sich doch die Universitäten im Norden und in den neuen Ländern unter Wert geschlagen.

Die Ausweitung auf insgesamt 12 zeigt die Absurdität des Verfahrens. Gemessen an dem, was vor allem in der anglo-amerikanischen Welt als Elite angesehen wird, könnten hierzulande wohl drei bis fünf Einrichtungen mithalten, allerdings nicht beim Status quo. Dann bedürfte es einer Konzentration der besten Fachvertreter an nur wenigen Plätzen. Selbst wenn einige der neun mit dem Gütesiegel versehenen Hohen Schulen versuchen wollten, ihre vielleicht etwas schwächeren Disziplinen durch Abwerbungen von anderen Orten aufzuwerten, der Erfolg wird nicht im Handumdrehen eintreten.

Das deutsche Universitätssystem hat seinen weltweit guten Ruf dadurch erworben, dass an unterschiedlichen Orten Exzellentes geleistet wurde und wird. Leuchttürme in der Provinz halten Zentralisten für ein Ergebnis von Kleinstaaterei, Befürworter für die segensreiche Konsequenz des Föderalismus. Dort, wo eine Reputation von Fachdisziplinen beziehungsweise deren Vertretern besteht, ist der Anschluss an die international führenden Universitäten gegeben. Es hängt nicht von formalen Entscheidungen auf nationaler Ebene ab, wer „Spitze“ sein soll, sondern von der informellen Anerkennung durch die scientific community. Fünfjahrespläne wie auch die ihnen zugrunde liegende Planwirtschaft haben sich nicht bewährt.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: g.turner@tagesspiegel.de

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