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Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: So ruiniert Brandenburg die BTU Cottbus

In der Brandenburgischen Hochschulpolitik läuft es zurzeit gar nicht rund - zum Schaden der BTU Cottbus und der mit ihr fusionierten FH Lausitz in Senftenberg, meint unser Kolumnist George Turner.

Es gibt unterschiedliche Methoden, wie man den Bekanntheitsgrad von Einrichtungen des Hochschulwesens erhöht: durch gute wissenschaftliche Arbeit oder durch falsche politische Entscheidungen. In Brandenburg hat man sich für die zweite Möglichkeit entschieden.

Während die Mitglieder der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) und der Fachhochschule Lausitz in Senftenberg ordnungsgemäß ihrer Arbeit nachgingen, die BTU sogar zunehmend an Ansehen gewann, fiel jemandem ein, man müsse Hochschulpolitik schreiben und die beiden Einrichtungen in eine neue Institution einbringen. Dies geschah offenbar so stümperhaft, dass die gesetzlichen Regelungen den Stempel der Verfassungswidrigkeit wohl kaum loswerden. Ein entsprechendes Verfahren ist anhängig. Zwar wird krampfhaft versucht, durch eine Änderung des Gesetzes den Schaden zu beheben oder wenigstens einzugrenzen – ob das gelingt, erscheint zweifelhaft. Der wissenschaftspolitische Schaden bleibt auf jeden Fall dauerhaft.

Angesichts der Proteste der Betroffenen und des Unverständnisses sachkundiger Beobachter des Vorgehens der Landesregierung fragt man sich, was die zuständigen politischen Kräfte veranlasst, sich überhaupt auf einen so abenteuerlichen Pfad zu begeben?

Offenbar können die Zuständigen nicht dem Versuch widerstehen, in jeder Legislaturperiode am Hochschulrecht „herumzufummeln“ – anders kann man es wirklich nicht nennen. Genügt es den meisten Landesregierungen, die jeweiligen Gesetze zu novellieren, wie das derzeitig in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg – zum Teil gegen jede Vernunft – geschieht, so verhebt man sich in Brandenburg, indem eine Universität und eine Fachhochschule unter ein Dach gezwängt werden. Diese Art von Gesamthochschule ist ein Kunstgebilde aus der Mottenkiste der Hochschulpolitik.

Abgesehen von Rechtsfehlern kann sich ein solches Vorhaben als übler Bumerang für die BTU erweisen. Sie war offenbar kurz davor, die Aufnahme in die DFG zu beantragen. Das ist nun erst einmal „auf Eis gelegt“. Fachhochschulen nämlich können als solche nicht Mitglieder werden. Da die neue BTU aber FH-Elemente enthält, ist die Voraussetzung für die Aufnahme in die DFG mindestens brüchig. So schießt man Eigentore. In Cottbus ist dafür der Sportverein „Energie“ zuständig. Dem droht der Abstieg; der BTU wurde der Aufstieg vermasselt. Außerdem ist ihr der Trainer, sprich Präsident, abhandengekommen. Dass die Landesregierung der BTU, einer ihr anvertrauten Institution, hineingrätscht, ist ein Foul innerhalb der eigenen Mannschaft. Auch dafür gibt es die Rote Karte.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

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