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TURNERS Thesen: Universitäten sind nicht Berufsschulen

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat neue Studiengänge nach der sogenannten Bologna-Reform einem Praxis-Check unterzogen. Bewertet wurde, wie sie über die fachliche Kompetenz hinaus die Vermittlung solcher Qualifikationen und Kompetenzen fördern, die zur Beschäftigungsbefähigung der Absolventen beitragen.

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat neue Studiengänge nach der sogenannten Bologna-Reform einem Praxis-Check unterzogen. Bewertet wurde, wie sie über die fachliche Kompetenz hinaus die Vermittlung solcher Qualifikationen und Kompetenzen fördern, die zur Beschäftigungsbefähigung der Absolventen beitragen. Als Ergebnis wird festgestellt, dass die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge nicht den Anspruch an Förderung der überfachlichen Beschäftigungsfähigkeit einlösen. Bachelor-Studiengänge schneiden besser ab als Master-Studiengänge. Die Fachhochschulen liegen vor den Universitäten.

Was Wunder! Die Fachhochschulen haben als Kriterium die anwendungsbezogene Ausbildung, die Universitäten hingegen sollen keine „Berufsschulen“ sein. Der Master ist mehr theorieorientiert. Im Übrigen sind die Studiengänge danach untersucht worden, ob bestimmte Angebote aufgeführt sind, nicht etwa die Absolventen nach ihren konkreten Fähigkeiten. Eine Orientierung erfolgte daran, ob in den Studiengängen die Vermittlung methodischer Kompetenzen (zum Beispiel die Einbeziehung von Planspielen oder Projektmanagement), die Vermittlung sozialer Kompetenzen (wie das Einüben von Moderation und Verhandlungsführung, das gemeinsame Erarbeiten von Ergebnissen) sowie der Praxisbezug des Studiums (Einbettung von Praxisphasen oder Lehre durch Berufspraktiker) ausdrücklich vorgesehen sind. Dass dies auch im Rahmen des Fachunterrichts erfolgen kann, bleibt unberücksichtigt.

Defizite wurden auch – immer auf der Basis der „Programme“ – für die Vermittlung methodischer und sozialer Kompetenzen festgestellt.

Duale Bachelor-Studiengänge schneiden bei Praxisorientierung besser ab als der „normale“ Bachelor. Ei der Daus kann man da nur sagen. Exakt deshalb wurden sie eingerichtet. Damit sollten sie eine Alternative zum traditionellen Hochschulstudium sein. Wenn die Studie eine Bestandsaufnahme sein soll, bringt sie nichts Neues. Wenn sie als Anregung zu Änderungen gemeint ist, erweckt sie einen falschen Eindruck: Unterschiede zwischen den Hochschularten sind gewollt. Entscheidend ist, wie sich die Absolventen präsentieren. Und da hört man überwiegend positive Beurteilungen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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