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Leuchtturmprojekt? Die Uniklinika sollen eigene Vorstände bekommen. Foto: ddp

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Wissen: Ungeliebte Medizinfusion Kiel und Lübeck wollen Uniklinika wieder trennen

Als Schleswig-Holstein im Jahr 2003 die Uniklinika in Kiel und Lübeck fusionierte, waren damit große Hoffnungen verbunden. Das zusammengelegte „Universitätsklinikum Schleswig-Holstein“ könnte Synergien schaffen und so dem Land bei diesem teuren Fach helfen Geld zu sparen.

Als Schleswig-Holstein im Jahr 2003 die Uniklinika in Kiel und Lübeck fusionierte, waren damit große Hoffnungen verbunden. Das zusammengelegte „Universitätsklinikum Schleswig-Holstein“ könnte Synergien schaffen und so dem Land bei diesem teuren Fach helfen Geld zu sparen. Gemeinsam könnte die Forschung besser koordiniert werden. Ein Vorgehen, das damals an anderen Standorten ebenfalls praktiziert wurde. In Berlin wurde im selben Jahr die Unimedizin von FU und HU unter dem Dach der Charité fusioniert. 2005 wurden Marburg und Gießen zusammengelegt. Auch in Berlin und Hessen stand als Motiv die Finanznot im Vordergrund.

Jetzt soll im Norden die Fusion zumindest teilweise rückgängig gemacht werden. Einen entsprechenden Plan stellten am Dienstag die Universitäten Kiel und Lübeck vor. Zwar sollen die beiden Uniklinika immer noch in einer übergreifenden Holding zusammengefasst sein, die über strategische Fragen hauptsächlich in der Krankenversorgung entscheiden soll. Doch im operativen Tagesgeschäft und vor allem in der Wissenschaft werden die Klinika getrennt. Sie erhalten wie früher eigene Vorstände. Der Landeszuschuss für Forschung und Lehre wird wieder an die jeweilige Uni überwiesen. „Die Medizin wird stärker als bisher in die beiden Universitäten integriert“, heißt es.

Das Konzept nimmt Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom vergangenen Sommer auf. Das höchste Beratungsgremium der Politik hatte sich zwar 1999 für eine Fusion ausgesprochen. Doch nach einer Auswertung der Fusionsfolgen kam der Wissenschaftsrat zu einem ernüchternden Ergebnis. Zwar hätten sich beide Standorte in der Forschung weiterentwickelt. In Lübeck sei auch die Lehre zu loben. Doch das alles sei nicht wegen, sondern trotz der Fusion geschehen, lautete das Fazit des Wissenschaftsrats. Er könne „nicht erkennen, dass die Zusammenlegung der Universitätsklinika die positive wissenschaftliche Entwicklung unterstützt“ habe. Diese sei vielmehr „durch die starke Zentralisierung der Entscheidungsstrukturen eingeschränkt“. Die Erfolge beruhten weniger auf strategischen Abstimmungen als auf überregionalen Kooperationen.

Ein gemeinsamer Medizinausschuss, der bisher die wissenschaftliche Arbeit koordinierte, soll abgeschafft werden. In den neuen Vorständen soll wieder ein stimmberechtigtes Mitglied für Forschung und Lehre sitzen, was im fusionierten Vorstand nicht der Fall war. Wissenschaftsminister Jost de Jager hält den Vorschlag „in der Tendenz“ für „geeignet“, die Empfehlungen des Wissenschaftsrats abzuarbeiten. Er solle in die Überlegungen des Ministeriums einfließen.

Ein weiterer Grund für die Trennung dürfte sein, dass sich die finanzielle Lage keineswegs verbesserte. Die Not ist vielmehr so groß, dass die Landesregierung 2010 den Standort Lübeck ganz abwickeln wollte. Der Bund verhinderte das mit einem umstrittenen Dreiecksgeschäft, bei dem er das Geomar-Institut in Kiel in die Helmholtz-Gemeinschaft und damit weitgehend in die Bundesfinanzierung übernahm. Wie die nötigen Investitionen – die Rede ist von 700 Millionen Euro – gestemmt werden sollen, ist aber weiterhin unklar. Im Februar will die Regierung ein Konzept vorstellen, das auch die Beteiligung von privaten Investoren beinhalten könnte. Tilmann Warnecke

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