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Uni-Ranglisten: Soziologen boykottieren CHE-Ranking

Deutschlandweit steigen Unis im Fach Soziologie aus dem CHE-Ranking aus. Die Sozialwissenschaftler halten die Methodik für fragwürdig, das Ranking sei "eine Gelegenheitsstruktur für Fehlurteile".

Die bayrischen Soziologie-Institute steigen aus dem Uniranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) aus. Grund seien „starke methodische Mängel“ des Rankings und die „Probleme einer möglichen hochschulpolitischen Inanspruchnahme“, heißt es in einer Erklärung. Damit werden die Unis Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Würzburg sowie die LMU München in dem Fach nicht mehr teilnehmen. Sie folgen einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), die sich unlängst für einen Boykott ausgesprochen hatte. Auch die Soziologen der TU Berlin wollen nicht mehr an dem Ranking teilnehmen, obwohl man „sehr positiv abgeschnitten“ habe, wie es auf Anfrage heißt. Ausgestiegen sind laut DGS auch Leipzig, Halle, Jena, Freiburg und Darmstadt.

Die Soziologen stoßen sich laut DGS an mehreren Punkten. Die Qualität der Forschung werde vom CHE vor allem über die Einschätzung durch Kollegen und auf der Grundlage von Datenbanken erhoben. Die aber hielten der Wissenschaftsrat und „auch das CHE selbst“ nicht für aussagekräftig genug. Die Qualität der Lehre werde durch eine Studierendenbefragung bewertet, die „durch schwache Rücklaufquoten und geringe Fallzahlen“ gekennzeichnet sei. Auf dieser Basis eine Rangfolge der Unis aufzustellen, sei kaum zu rechtfertigen.

Das CHE teilt die Unis bei jedem Kriterium in eine Spitzen-, Mittel-, und Schlussgruppe ein, stellt aber anders als die meisten Uniranglisten keine Tabelle à la Fußball-Bundesliga auf. Stephan Lessenich, stellvertretender Vorsitzender der DGS, schreibt in einem Beitrag der Zeitschrift „Forschung&Lehre“, „im Kern“ bleibe vom CHE-Ranking „eine Gelegenheitsstruktur für Fehlurteile“.

In der Zeitschrift verteidigte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele die Methodik. Bei den Studierendenurteilen sei sichergestellt, dass „nur hinreichende Stichprobengrößen und verlässliche Daten“ berücksichtigt würden. Bei der Analyse der Publikationen sei das Vorgehen mit der DGS abgestimmt.

Kritik üben die Soziologen auch an den „Publikationsformaten“ des Rankings. Die „Zeit“ veröffentlicht es in ihrem „Studienführer“. In der gedruckten Version würden statt der rund 20 Indikatoren nur „5-6 Indikatoren selektiv ausgewiesen, ohne dass dies bei oberflächlicher Lektüre erkennbar wäre“, heißt es. Das sei eine „Irreführung“. Im Studienführer weist allerdings ein Kasten neben der Auflistung der Unis darauf hin, wie viele Kriterien untersucht wurden und wo diese im Internet zu finden sind. Für Ziegele ist die Argumentation der Soziologen daher nicht schlüssig: Das CHE wirke mit seinen vielen Kriterien gerade „verkürzten Exzellenzlogiken und simplen Interpretationen entgegen“. Martin Spiewak, Chefredakteur des Studienführers, erklärte, die „Zeit“ bedauere den Ausstieg und nehme ihm ernst. „Besonders schade finden wir es, dass Abiturienten, die überlegen Soziologie zu studieren, auf diese wichtige Orientierungshilfe verzichten müssen.“

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