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Uni-Ranking: Berlin - schwach in der Lehre

Die Berliner Studierenden beklagen sich über die Lernbedingungen in den Naturwissenschaften, während die Wissenschaftler mit ihrer Forschung punkten: So lautet das Fazit des neuen CHE-Rankings.

Das neue Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ist jetzt am Mittwoch erschienen. Wie jedes Jahr wurde ein Drittel der Fächer neu bewertet. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf den Naturwissenschaften. Den Berliner Naturforschern gelingt es dabei von wenigen Ausnahmen abgesehen kaum, in der Lehre aufzuholen, vielmehr verschlechtern sich einige Bereiche sogar. Die Geisteswissenschaftler dagegen konnten 2008 einige Punkte gutmachen, als ihre Fächer neu bewertet wurden. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse.

MEDIZIN/ZAHNMEDIZIN

Spitze in der Humanmedizin, unter den Schlusslichtern dagegen bei den Zahnmedizinern: Die Bilanz der Charité ist gemischt. Das Studium der Humanmedizin lohnt sich an der Charité. Die Studierenden loben die Studiensituation und die Betreuung als überdurchschnittlich. Hier könnte eine Rolle spielen, dass die Charité seit Jahren eine Vorreiterrolle bei der Neugestaltung des Studiums spielt. Auch andere Modellstudiengänge wie in Heidelberg und Lübeck schneiden sehr gut ab. Die Professoren bewerten die Forschung der Charité ebenfalls mit Spitzennoten. Wer Zahnarzt werden möchte, ist dagegen in Berlin weniger gut aufgehoben. Die Studenten halten sich für schlecht betreut, ein Rückschritt gegenüber dem letzten Mal. Auch bei der Gesamteinschätzung der Studiensituation liegt die Charité am Schluss, bei den Behandlungsplätzen im Mittelfeld.

PHARMAZIE

Eine erfreuliche Ausnahme: Die Freie Universität (FU), die als einzige in Berlin das Fach Pharmazie anbietet, ist der Aufsteiger im Ranking. Für Studierende ist die FU jetzt eine der besten Unis: Bei der Studiensituation, der Betreuung und der Laborausstattung hat sie sich in die Spitze verbessert. In der Forschung liegt die FU im Mittelfeld. Sieger ist Freiburg mit vier von fünf Spitzenbewertungen.

MATHEMATIK

Das von den drei Unis der Stadt getragene Forschungszentrum Matheon verhilft offensichtlich der Arbeit der Wissenschaftler zu Spitzenwertungen, die Studierenden profitieren davon aber weniger. Die Humboldt-Universität (HU) kommt mit drei Kriterien (Forschungsgelder Forschungsreputation, IT-Infrastruktur) in die Spitzengruppe und ist deutschlandweit führend. Studiensituation und Betreuung sind dagegen mittelmäßig. Dieses Bild wiederholt sich bei der FU: Drittmittel und IT Spitze, Betreuung Mittelfeld. Auch die Technische Universität (TU) liegt mit ihrer Forschungsreputation und den Drittmitteln vorne. Die bundesweit besten Studienbedingungen bietet die private Jacobs-Uni in Bremen. Gute Adressen sind auch Bonn, Magdeburg und Kaiserslautern.

INFORMATIK

Für Informatik-Studenten sieht die Situation in Berlin traurig aus. An sechs Hochschulen kann man das Fach belegen. Aber nur die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) schafft eine Top-Platzierung in einer der studienrelevanten Kategorien. Die IT-Infrastruktur wird an der Fachhochschule sehr gut bewertet – allerdings schneidet sie bei der Studiensituation und der Betreuung nur mittelmäßig ab. Verschlechtert haben sich die Lernbedingungen an FU und HU, beide liegen wie die Hochschule für Wirtschaft und Recht und die BTU Cottbus im Mittelfeld. Die TU und die Beuth-Hochschule (ehemals Technische Fachhochschule) gehören bei der Studiensituation zur Schlussgruppe. Ein Blick über die Stadtgrenze zeigt, wie man es besser machen kann: Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut ist mit Karlsruhe, Passau und Saarbrücken Spitzenreiter. Richtig gut sind die Berliner, wenn sie Forschungsgelder einwerben: FU, TU und HTW liegen hier vorne.

BIOLOGIE

Bestenfalls mittelmäßig sind die Leistungen der FU und der HU. Die Studiensituation ist an beiden Unis bundesweit sogar mit am schlechtesten. Führend in Deutschland ist wieder die Bremer Jacobs Universität.

CHEMIE

Durchweg Berliner Mittelmaß auch in diesem Fachbereich. Nur die HU glänzt mit sehr gut ausgestatteten Labors, ebenso wie die Uni Potsdam. Bundesweiter Spitzenreiter ist die LMU München, bei der jetzt auch die Studiensituation sehr gute Noten erhält. Aufsteiger des Jahres ist die Uni Rostock.

PHYSIK

Die HU stattet ihre Labore besser aus als früher, sie klettert in dieser Kategorie auf einen Spitzenplatz, den auch die Uni Potsdam verteidigen konnte. Die FU-Physik ist abgerutscht: Die Studienbedingungen haben sich auf mittlere Werte verschlechtert, die Betreuung wird jetzt in der Schlussgruppe gesehen, ebenso wie Laborausstattung und Veröffentlichungen. Unter den bundesweit Führenden sind zwei ostdeutsche Unis – Rostock und Jena. Sie punkten in allen Bereichen, nur hat sich das unter Professoren noch nicht herumgesprochen.

GEOWISSENSCHAFTEN UND GEOGRAFIE

Ein Lichtblick sind die Geowissenschaften in Potsdam: Sie schaffen es mit der Studiensituation, der Betreuung und den Exkursionen in die Spitzengruppe – und erzielen mittlere Werte bei Forschungsgeldern und Reputation. In der Geografie landet Potsdam allerdings in nach drei von fünf Kriterien in der Schlussgruppe. Erfolgreicher ist die HU-Geografie: Mit der Studiensituation und der Forschungsreputation erreicht sie die Spitzengruppe, bei Betreuung, Exkursionen und Forschungsgelder das Mittelfeld. An der FU sind die Exkursionen top. Ansonsten gibt es mittlere Werte für alle anderen Kriterien. Das gilt ebenso für die FU-Geowissenschaften. Schwach sind die Leistungen der TU: Die Geowissenschaftler akquirieren bundesweit mit am wenigsten Drittmittel, ihre Reputation ist mittelmäßig. In den anderen Bereichen reichten die Daten nicht für eine Bewertung.

Mehr im Internet:
www.zeit.de/hochschulranking

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