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Der Bachelor ist teurer. Noch hat die Politik aber zu wenig investiert. Foto: dpa

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Univergleich: Berlin ist besser, aber kaum teurer

Ein Leistungsvergleich unter norddeutschen Unis zeigt, dass Berlin nicht die höchsten Kosten verursacht. Aber die Unis der Hauptstadt sind am leistungsstärksten.

Berlins Universitäten verursachen in der Lehre nicht die höchsten Kosten im Vergleich der 12 norddeutschen Universitäten. Betrachtet man die Absolventenzahlen und die Stärke der Forschung, sind sie dennoch in der Spitzengruppe. Das ergibt eine Untersuchung der renommierten HIS-GmbH der Universitäten in Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein im Jahr 2008.

In der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften stehen im Kosten-Ranking Kiel und Hamburg an der Spitze vor der Humboldt-Universität und der Freien Universität. Die TU Berlin bietet eine der sparsamsten Ausbildungen in dieser Fächergruppe an. Bei den Ingenieurwissenschaften, den Agrar- und Ernährungswissenschaften ist Hamburg die teuerste Uni, gefolgt von der Humboldt-Universität, die eine teure Fakultät in der Landwirtschaft besitzt. Die TU Berlin als Hochburg der Ingenieure liegt bei den Kosten knapp unter dem Mittelwert.

In den Sprach- und Kunstwissenschaften liegt die FU im Kostenschnitt. Aber die TU und die HU stehen in dieser Fächergruppe mit der Universität Hamburg an der Spitze. Bei den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften nimmt die TU Berlin den Spitzenplatz ein. Das liegt aber daran, dass die anderen Universitäten normale BWL und VWL anbieten, die TU Berlin sich jedoch auf das aufwendige Fach Wirtschaftsingenieurwesen spezialisiert hat. Die FU liegt bei dieser Fächergruppe im Schnitt.

Im umfassenden Lehr- und Forschungsvergleich von HIS werden allein die Berliner Universitäten, an der Spitze die FU und die Humboldt-Universität, in den besonders leistungsstarken Bereich eingeordnet. Das heißt, sie sind stark in der Forschung und zugleich erfolgreich bei der Steigerung der Studienabsolventen – durch alle Fächergruppen hinweg. FU und HU nehmen die Spitzenpositionen in den Sprach- und Kulturwissenschaften ein, außerdem in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Hier gelingt es auch der Universität Bremen, in die Spitzenklasse vorzustoßen. In der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften erreicht neben der FU und der HU sowie Bremen auch die TU Berlin die Spitzenklasse. Bei den Ingenieurwissenschaften, Agrar- und Ernährungswissenschaften stoßen Kiel und die TU Berlin in die Spitze vor.

Es fragt sich, was ein rein norddeutscher Vergleich zwischen ungleichen Hochschulen auf die Dauer bringen soll. Die FU als Eliteuniversität und die HU mit allen Chancen, den Elitestatus zu erreichen, sind in einer anderen Liga angesiedelt als die Ost-Universitäten Greifswald, Rostock, Magdeburg oder die West-Universitäten Lübeck, Kiel und Harburg. Ein Blick in das Forschungsranking der DFG zeigt die Diskrepanz: Unter den 40 leistungsstärksten Universitäten befinden sich die Freie Universität (Rang fünf) und die Humboldt-Universität (Rang zehn). Erst auf Platz 20 folgt Hamburg und auf Rang 25 steht Bremen.

Die eigentlichen Vergleichsuniversitäten für Berlin liegen in München, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe oder Aachen. Unter den stärksten Universitäten würde ein Kosten-Leistungsvergleich in Lehre und Forschung mehr zur Aufklärung beitragen als das seit Jahren gepflegte Ritual eines norddeutschen Vergleichs. Ein solcher Vergleich war politisch aber nicht erwünscht.

Die Studie bringt erstmals auch ans Licht, dass die neuen Studiengänge teurer sind. In den Sprach- und Kulturwissenschaften kostet die Lehre pro Bachelorstudent in der Regelstudienzeit 3540 Euro, beim Magisterabschluss nur 2990 Euro. In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften liegen die Kosten beim Bachelor mit 2710 Euro wesentlich höher als beim Diplom- oder Staatsexamensstudiengang mit 2080 Euro. In Mathematik und Naturwissenschaften ist der Bachelor mit 6260 Euro um 1020 Euro teurer als der Diplomstudiengang.

Ist der Bachelor Geldverschwendung? Wohl kaum. Die Reform, die den Studienabschluss schon mit 25 Jahren erst möglich gemacht hat, kostet Geld. Bisher haben Bund und Länder aber erst einen Teil der vom Wissenschaftsrat genannten zusätzlich erforderlichen Summe von 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Uwe Schlicht

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