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Lücken reißen. Der TU-Präsident warnt vor „Folgen für die Studierenden“. Foto: ddp

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Universitäten: Risiken für die Studierenden

Die Berliner Hochschulen diskutieren die Folgen des Preismodells. Glücklich sind die Hochschulpräsidenten nicht.

Wie sehen Berlins Hochschulen ihre finanzielle Zukunft? „Wir sind nicht so glücklich, wie der Senator es sich wünscht“, erklärte Jörg Steinbach, Präsident der TU Berlin, am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses, der die Hochschulleitungen zu einer Anhörung eingeladen hatte. Anlass war das neue Finanzierungsmodell des Wissenschaftssenators. Ab 2012 sollen sich die Hochschulen zwei Drittel ihrer bisherigen Grundfinanzierung durch Anstrengungen in Forschung und Lehre verdienen.

Gelingt es der Technischen Universität, in den kommenden Jahren zu Höchstform aufzulaufen, rechnet Steinbach mit einer Steigerung ihres Zuschusses von etwa neun Millionen Euro bis zum Jahr 2013. Diese Summe dürfte Steinbach zufolge aber von den zu erwartenden Tariferhöhungen geschluckt werden. Zugleich sieht die TU mit Sorge dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts zu altersdiskriminierenden Regelungen im BAT am 20. Mai entgegen. Folgt daraus, dass Mitarbeiter der Uni höher besoldet werden müssen als bislang, sei für die TU mit jährlichen Kosten von 8,5 Millionen Euro zu rechnen.

In jedem Fall fehlten der TU jährlich drei Millionen Euro. Die nötigen Einsparungen müsse die Uni nun „fantasievoll generieren“, sagte Steinbach. Jedenfalls würden die Studierenden die Folgen direkt spüren. Von einem „Anreizmodell“ könne nicht die Rede sein.

Bernd Reissert, der Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), erklärte für die Fachhochschulen, die Fülle der Leistungsindikatoren erschwere die interne Steuerung gegenüber der bisherigen „gut eingespielten“ leistungsbezogenen Mittelvergabe. Im Übrigen könnten die Hochschulen kaum Einfluss darauf nehmen, ob sich bei ihnen Studierende jenseits des ersten Hochschulsemesters einschreiben – selbst wenn Zöllners Modell das nicht belohnt.

Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste (UdK), hielt sich mit Kritik zurück. Risiken bei der Hochschulfinanzierung habe es schon immer gegeben. Allerdings geht er davon aus, dass die „Dynamik“ der UdK „zerstört“ werden würde, sollte die Unileitung die Fakultäten fortan an Parametern messen, die diese nicht selbst beeinflussen können. Die UdK stößt sich wie die TU und die Fachhochschulen auch daran, dass bei den Drittmitteln besonders solche aus der DFG belohnt werden sollen.

Uwe-Jens Nagel, Vizepräsident der Humboldt-Universität, sagte: „Wir sollten die Risiken nicht kleinreden, aber wir sollten sie auch nicht aufblasen.“ Jedenfalls werde die HU in den nächsten drei Jahren keine längerfristigen Verpflichtungen eingehen: „Das wäre fahrlässig. Wir wissen nicht, was kommt.“ Neue Professuren würden vorerst nicht geschaffen, in der Lehre werde man sich mit anderem Personal helfen müssen. Insgesamt wäre die HU „zufrieden, wenn sie ihr jetziges Qualitätsniveau halten“ könne.

Zöllner verteidigte sich damit, die Aufwüchse für die Berliner Hochschulen seien „sicher“, während Hessen und wohl auch bald Niedersachsen bei den Hochschulen kürzten. Sollte das System nicht gewollte Effekte zeitigen, werde man nach einer ersten Bilanz in einem Jahr nachjustieren.

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