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Ein Dozent steht in einem Hörsaal vor Studierenden.

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Unzufriedene Professoren: Uni-Bürokratie geht zulasten der Lehre

Wie belastet sich Professoren vom Papierkram und von der Gremienarbeit an der Uni fühlen, zeigt jetzt eine Umfrage des Hochschulverbandes.

Wohl die allermeisten Hochschullehrer stöhnen über den Papierkram, der an der Uni anfällt. Er halte sie von der Forschung und von Lehrveranstaltungen ab – und zwar zunehmend. Etwa durch den Druck, mehr und mehr Drittmittelanträge für die Forschungsfinanzierung zu stellen. Das bestätigt jetzt eine Umfrage im Auftrag des Deutschen Hochschulverbandes, für die das Institut für Demoskopie, Allensbach, im Oktober 1149 Professorinnen und Professoren, Privatdozenten, Habilitanden und Postdocs angeschrieben hat; 19 Prozent von ihnen haben den Online-Fragebogen beantwortet.

Für das Verfassen von Anträgen, Gutachten und für andere Schreibarbeiten veranschlagen die Hochschullehrer 25 Prozent ihrer Arbeitszeit. Gefragt wurden sie auch nach dem Aufwand für ihr Engagement in der akademischen Selbstverwaltung; es sind 16 Prozent. Für die Lehre bleiben bei alledem nur noch 28 Prozent, für die Forschung 23 Prozent.

1976 gingen noch 42 Prozent der Arbeitszeit in die Lehre

Das Fazit des Hochschulverbandes, „Bürokratie an den Universitäten schadet der Lehre“, stützt sich auf den Vergleich mit einer ähnlichen Befragung von 1976. Tatsächlich sah es vor 40 Jahren für die Lehre besser aus: Damals gaben die Professoren an, 42 Prozent ihrer Arbeitszeit für Seminare und Vorlesungen sowie für Studienberatung aufzuwenden. Der Anteil der Forschung lag dagegen mit 22 Prozent auf dem aktuellen Niveau. Gestiegen ist die Unzufriedenheit der Professoren und der an Unis beschäftigten Postdocs mit der „Einflussnahme der Hochschulverwaltung“ auf ihre Arbeit – von 33 Prozent im Jahr 1976 auf heute 47 Prozent.

Zweifel an der Bologna-Reform

Verantwortlich für das Mehr an Bürokratie machen viele den Bologna-Prozess mit seiner Reform der Studiengänge. Einer entsprechenden Aussage in der Umfrage jedenfalls stimmten 79 Prozent der Professorinnen und Professoren zu, 72 Prozent meinen, die Lehre sei unflexibler geworden. Und 62 Prozent vermissen Möglichkeiten für Studierende, selbstständiges Denken auszubilden. Deren Chancen, nach dem Uniabschluss einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden, schätzen die Hochschullehrer allerdings weitaus besser ein als vor 40 Jahren: Damals sahen 55 Prozent schlechte Berufsaussichten ihrer Absolventen, heute sind es nur noch 13 Prozent.

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