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Mondlandung

© dpa

Verschwörungstheorien: Waren wir wirklich auf dem Mond?

Fehlende Sterne, wehende Fahne, falsche Kreuze – schon kurz nach den Apollomissionen kamen die Mondverschwörungen. Die Lust am Zweifeln hält sich bis heute.

Am 9. September 2002 hatte der inzwischen 72-jährige Edwin "Buzz" Aldrin genug. Als ihm der Filmemacher Bart Sibrel vor einem Hotel in Beverly Hills vorwarf, ein Dieb, ein Feigling und ein Lügner zu sein, schlug Aldrin zu. Es war wohl der Höhepunkt dessen, was in den vergangenen Jahrzehnten als "Mondverschwörung" in das öffentliche Gedächtnis eingesickert ist.

Aldrin, so der Vorwurf, den Sibrel im Namen vieler anderer machte, sei nie auf dem Mond gewesen und solle auf die Bibel schwören, dass er doch dort war, oder endlich zugeben, dass alles eine Lüge sei. Der Ex-Astronaut, nach offizieller Zählung der zweite Mensch auf dem Mond, wollte nicht schwören und nicht mehr diskutieren.

Andere dafür umso mehr. Dutzende Punkte gibt es, die in unzähligen Online-Foren hin- und herdebattiert und als Beweis angeführt werden, dass Menschen nie auf dem Mond waren, ja gar nicht hätten dorthin kommen können.

Die Theorie sagt, dass die im Fernsehen zu sehenden Bilder der Astronauten in einem Studio auf der Erde entstanden sind. Oder dass die Astronauten zwar im All waren, nie aber auf den Mond selbst gelangten. Zeugen gebe es nicht, man habe sie umgebracht oder eingeschüchtert. Belege aber existierten ja wohl genug. Ein paar Beispiele?

Die fehlenden Sterne: Auf den Mondbildern seien keine Sterne zu sehen, sagen die Zweifler, es müssten doch aber ganz viele davon darauf sein. Nein, sagen die Nasa-Verteidiger. Der Vordergrund ist hell, der graue Mondstaub reflektiert viel Sonnenlicht. Um schwach leuchtende Sterne im Hintergrund sehen zu können, hätten die Filme mehrere Sekunden lang belichtet werden müssen, Astronauten und Mondoberfläche wären dann überbelichtet und nicht mehr zu erkennen.

Die falschen Kreuze: Einige der Markierungskreuze auf den Fotos befinden sich hinter den gezeigten Objekten, müssten aber davor sein, immerhin entstanden sie durch eine Glasplatte in der Kamera. Fotomontage, sagen die Kritiker. Nein, ein fotografischer Effekt namens Ausbluten, die Befürworter. Die Farbgrenzen auf den Filmen sind an einigen Stellen verlaufen – die weiße Farbe des Fahnenmastes oder des Raumanzuges läuft in die dünnen schwarzen Striche der Kreuze und lässt sie verschwinden, was so aussieht, als wären die Kreuze hinter einem Objekt.

Die wehende Fahne: Es gibt ein Video, auf dem Buzz Aldrin und Neil Armstrong dabei zu sehen sind, wie sie die amerikanische Flagge zusammenbauen und aufstellen. Dabei schwingt das Fahnentuch hin und her und tut dies auch noch, als der Mast schon steht. Das müsse Wind bedeuten und somit, dass die Sequenz auf der Erde entstand, lautet die Verschwörungstheorie. Nein, ist die Erklärung, die Fahne hängt an einem Stab und schwingt, weil der Mast durch den Zusammenbau vibrierte. Auf späteren Bildern, als niemand sie mehr anfasst, hängt sie still.

Die radioaktive Strahlung: Zwischen Erde und Mond liegt der Van-Allen-Strahlungsgürtel. Die Radioaktivität müsste die Astronauten bei einem Durchflug getötet haben. Nein, sagt die Nasa, die die Intensität in den sechziger Jahren testete. Eine angepasste Flugbahn, Kunststoffe und Aluminium genügten, um den größten Teil der ionisierenden Strahlen zu umgehen oder abzuschirmen.

Es gibt noch viele weitere Punkte, die unklar oder nicht auf den ersten Blick erklärlich sind. Für alle wurden in der Vergangenheit plausible Erklärungen gefunden. Warum die Fragen trotzdem nicht verstummten? In erster Linie wohl, weil es tatsächlich unglaublich scheint, dass jemand schon dort oben auf dem Mond war, der uns so unendlich fern vorkommt. Wir Menschen aber mögen das Unglaubliche nicht, das Chaos macht uns Angst. Also suchen wir nach Mustern, nach Erklärungen, nach Halt. Je simpler die Erläuterung, desto besser.

Das Online-Lexikon Wikipedia zitiert in diesem Zusammenhang Ernst Stuhlinger, einen Mitarbeiter von Wernher von Braun, der am nationalsozialistischen und am amerikanischen Raketenprogramm beteiligt war: "The way to belief is short and easy, the way to knowledge is long and hard." In Kurzform etwa, glauben ist einfach, wissen anstrengend und schwer. Wer Verschwörungstheorien anhängt, heißt das, will es sich leicht machen.

Aber es gibt doch so viele offene Fragen, so viele Ungereimtheiten, ist die klassische Begründung für solche Theorien. Doch das stimmt so nicht. Manchmal sind die Fragen unsinnig, wie beispielsweise die, wie Klebeband so extreme Temperaturunterschiede aushalten kann, wie sie auf dem Mond herrschen – doch gibt es diese Temperaturdifferenz so nicht. Oft lassen sich die Fragen plausibel beantworten, wie die nach den ewig haltbaren Fußspuren, auch wenn die Antworten komplex sind. Und manchmal steckt leider ein Scherz hinter dem vermeintlichen Beweis, wie beim dritten Mann auf dem Mond.

Das hält niemanden davon ab, trotzdem zu behaupten, alles habe nicht oder nicht so stattgefunden. Immerhin lässt sich damit Aufmerksamkeit erzielen und auch Geld verdienen. Der Kinofilm Unternehmen Capricorn über eine gefakte Marsmission, war ein großer Erfolg. Und 2001 beispielsweise befeuerte der US-Fernsehsender Fox die Debatte noch einmal, als er einen Film ausstrahlte mit dem Titel: Conspiracy Theory: Did We Land On The Moon? Der Sender erreichte damit Millionen Zuschauer.

Spätestens seit dem 15. Juli 2009 aber sollte der Mond-Hoax selbst bei gutwilliger Betrachtung erledigt sein. An diesem Tag nämlich machte der unbemannte Lunar Reconnaissance Orbiter der Nasa Aufnahmen der Landeplätze mehrerer Apollo-Missionen. Auf einem Bild ist das Modul zu erahnen, von dem aus die Astronauten von Apollo 11 zurück zur Erde starteten, auf einem anderen lassen sich sogar Fußspuren von Mitgliedern der Apollo-14-Mission erkennen. Wobei ... wer partout an eine Verschwörung glauben will, für den sind auch diese Bilder sicher eine Fälschung.

Quelle: ZEIT ONLINE

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