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Pauline Cafferkey

© dpa

Versteck im Gehirn: Ebola-Krankenschwester geht es besser

Ebola kann Monate nach der Heilung eine Meningitis verursachen, zeigt das Schicksal von Pauline Cafferkey. Sie wäre beinahe daran gestorben. In Westafrika wurde die Spätfolge bei Überlebenden möglicherweise übersehen.

Als die Ärzte Pauline Cafferkey im Januar 2015 aus dem Krankenhaus entließen, dachten alle, die schottische Krankenschwester habe ihre Ebola-Infektion überstanden. Das war ein Irrtum, stellte sich neun Monate später heraus. Das Virus vermehrte sich weiterhin im Gehirn der 39-Jährigen – allerdings in sehr geringem Umfang. Anfang Oktober bemerkte sie die Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Ärzte in Glasgow testeten sofort ihr Hirnwasser und bestätigten, dass es sich um Ebola handelte. Am 8. Oktober war sie zurück in der Isolierstation des Royal Free Hospitals in London und wäre dort beinahe an den neurologischen Komplikationen verstorben.

Nun geht es ihr besser. „Sie kann sich aufsetzen und sprechen, sie hat ein wenig gegessen und beginnt, ihr iPad zu benutzen“, berichtete der Infektiologe Michael Jacobs vom Royal Free Hospital auf einer Pressekonferenz in London. Bis sie sich erholt hat, werde es zwar noch eine Weile dauern. „Aber wir sind optimistisch, dass sie das Virus langsam loswerden wird.“ Cafferkey habe den Ärzten die Erlaubnis gegeben, über die Einzelheiten ihres Falles zu sprechen. Sie hofft, damit anderen Überlebenden in Westafrika zu helfen.

Hirnhautentzündungen sollten "auf dem Radar sein"

Dass viele der etwa 17 000 Ebola-Überlebenden ernste Spätfolgen erleiden, ist bekannt. „Für uns ist das der Notfall im Notfall“, sagte Daniel Bausch von der Tulane-Universität und Ebola-Experte der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie haben Augenentzündungen, Gelenk- und Kopfschmerzen, Hörverlust und klagen über extreme Mattigkeit. Möglicherweise wurde ihr Körper während der Erkrankung geschädigt oder das Virus versteckt sich in einigen Ecken vor dem Immunsystem und kann so überdauern. „Eine Meningitis kennen wir bisher aber nur von der akuten Infektion“, sagte Bausch. Pauline Cafferkeys Schicksal zeige, dass die Hirnhautentzündung „auf dem Radar sein sollte. Möglicherweise haben wir das bisher übersehen.“ Es sei nötig, die Überlebenden und die sie betreuenden Kliniken zu warnen. „Allerdings darf das nicht dazu führen, dass die Überlebenden noch mehr stigmatisiert werden. Sie sind keine Gefahr für die Gemeinschaft, in der sie leben.“

Ein antivirales Mittel soll Cafferkey helfen

Jacobs betonte, dass sich Cafferkeys Krankheitsverlauf grundlegend vom ersten Mal unterscheide. Am Anfang fanden die Ärzte zwar eine geringe Menge Ebola-Virus im Blut der Krankenschwester. Zu diesem Zeitpunkt waren sie sich nicht sicher, ob es nun wieder den ganzen Körper überschwemmen würde. Das passierte nicht; ein zweiter Bluttest war negativ. Das Virus blieb auf das zentrale Nervensystem beschränkt. Dementsprechend sei das Ansteckungsrisiko ein anderes. „Wir sind bei Ebola nur extrem vorsichtig“, sagte Jacobs. 65 Kontaktpersonen werden weiterhin überwacht.

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Cafferkey werde mit einem experimentellen antiviralen Mittel von Gilead Sciences behandelt. Anders als Antikörper könne GS-5734 die Blut-Hirn-Schranke überwinden. „Noch können wir nicht absehen, ob es ihr hilft oder schadet“, sagte Jacobs. Vor neun Monaten war sie mit dem Blut von Überlebenden und experimentellen Antikörpern behandelt worden. Einige Experten vermuten, dass das Virus auf diese Weise lediglich aus dem Blut vertrieben wurde.

Während der Epidemie haben sich 28 476 Menschen mit Ebola infiziert, 11 298 sind gestorben, berichtet die WHO. In der letzten Woche gab es drei neue Fälle in Guinea.

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