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Der Klassiker. Am Vorlesetag las Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee 2007 Berliner Kindern aus Strittmatters "Pony Pedro" vor.

© ddp

Vorlese-Umfrage: Beim Vorlesen werden Tablets wichtiger

Digitale Lesehelfer: Väter, die ihren Kindern nicht aus Büchern vorlesen, könnten sich vorstellen, dies mithilfe von Apps auf dem Tablet-PC oder dem Smartphone zu tun. Das klassische Kinderbuch sehen Leseforscher jedoch nicht in Gefahr.

Eltern kleinerer Kinder sehen Vorlese-Futter, das aus dem Tablet-PC oder dem E-Reader kommt, als Ergänzung – und nicht als Ersatz für das klassische gedruckte Bilder- oder Kinderbuch. Das ergab die sechste repräsentative Vorlese-Studie, die die Stiftung Lesen zusammen mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutschen Bahn am Dienstag in Berlin vorstellte. Dafür wurden 500 Mütter und Väter von Kindern im Alter zwischen zwei und acht Jahren befragt.

In vier von fünf Haushalten gibt es der Studie zufolge mindestens ein Smart- phone, in einem Viertel ein Tablet. „Wir waren überrascht, bei den Tablets keine Unterschiede zwischen Eltern mit verschieden hohem Bildungsabschluss zu sehen“, sagte Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Gut die Hälfte der Eltern sei zudem darüber informiert, dass es Bilderbuch- Apps zum Herunterladen gibt. Nur jede siebte Familie nutzt dieses Angebot allerdings bisher. 87 Prozent derjenigen, die es einmal ausprobiert haben, bleiben dem Vorlesen aus einem elektronischen Medium treu.

Doch beim abendlichen Vorlesen halten Eltern nach wie vor lieber ein Buch in der Hand. „Wenn es um das Kuscheln und das Gemütliche geht, ist das Buch ganz klar der Favorit“, resümierte Ehmig. Kein Vater und keine Mutter habe bei der Befragung angegeben, in Zukunft auf das gedruckte Buch als Vorlese-Medium verzichten zu wollen. Auf längeren Reisen auf engem Raum und wenig Gepäck greifen Eltern dagegen gerne zu Tablet und Co., wenn sie ihren Kindern vorlesen wollen.

In der Umfrage zeigte sich erneut ein deutlicher Unterschied zwischen vorlesenden Frauen und Männern. In der ersten Vorlese-Studie aus dem Jahr 2007 hatte sich gezeigt, dass es bisher meist die Mütter sind, die sich zusammen mit den Kindern in gedruckte Bilder- oder Geschichtenbücher vertiefen. Die neue Studie habe nun ein Klischee bestätigt, sagte Simone Ehmig: „Väter lesen lieber mit einer App vor. Jeder fünfte Vater, der seinen Kindern bisher noch nie oder ausgesprochen selten vorgelesen hat, kann sich vorstellen, eine App auszuprobieren.“ Moritz Müller-Wirth, stellvertretender „Zeit“-Chefredakteur und Ressortleiter des Feuilletons, hält es für wahrscheinlich, dass das in zehn Jahren auch der Mehrheit der Mütter genauso viel Spaß machen wird.

Die Stiftung Lesen will sich nun verstärkt der Aufgabe widmen, Eltern und Lehrern auch bei den Apps für Kinder- und Jugendliteratur Orientierungshilfe zu geben, erklärte deren Hauptgeschäftsführer Jörg Maas. „Für die rund 8000 gedruckten Neuerscheinungen tun wir das ja heute schon.“

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