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Ausdrucksstark. Rhesusaffen kommunizieren mittels rhythmischer Gesichtsbewegungen.

© Brennan Linsley/AP/dapd

Wahrnehmung: Auf den Rhythmus kommt es an

Haben Schmatzgeräusche die richtige Geschwindigkeit, sind Rhesusaffen besonders aufmerksam. Das deutet auf einen Zusammenhang hin, der auch für die menschliche Sprache entscheidend ist.

Jeder kennt es: Wenn ein hektischer Redner viel zu schnell seinen Vortrag herunterrattert oder ein Patient nach einem Schlaganfall nur langsam Silbe für Silbe aneinanderreihen kann, ist das Zuhören anstrengend. Ein natürlicher Rhythmus der Sprache und der Mundbewegungen ist entscheidend für die Verständlichkeit. Ähnliches gilt für das Lippenschmatzen von Rhesusaffen, berichten Forscher um Christoph Kayser vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen im Fachjournal „PNAS“. Die Tiere reagierten am besten auf einen Schmatz-Rhythmus von sechs Hertz. In der Natur kommen wie beim Menschen Frequenzen von drei bis acht Hertz vor.

Das Lippenschmatzen ist eine der ersten freundlichen Kommunikationsformen, die Affenkinder im Umgang mit der Mutter lernen. Ähnlich wie das Brabbeln von Kleinkindern ist es zunächst unkoordiniert, später folgt es immer genauer bestimmten Rhythmen und Regeln.

Die Forscher um Kayser testeten, welche Rhythmen am besten von Rhesusaffen wahrgenommen werden. Dazu zeigten sie zwölf Tieren auf einem Bildschirm jeweils zwei Affenavatare, die entweder mit einer Frequenz von drei und sechs Hertz oder mit einer Frequenz von sechs und zehn Hertz schmatzend ihre Lippen bewegten. Gleichzeitig zeichneten sie auf, auf welchen Kopf die Affen länger schauten.

Die Rhesusaffen beobachteten fast immer den Avatar einige Sekunden länger, der mit einer Frequenz von sechs Hertz schmatzte; etwa die Hälfte schmatzte sogar zurück. Das entspricht der Antwortrate zwischen Artgenossen. Zu schnelle oder zu langsame Avatare dagegen langweilten die Tiere.

Die Forscher schließen aus dem Ergebnis, dass die menschliche Sprache und rhythmische Gesichtsbewegungen wie das Lippenschmatzen der Rhesusaffen einen gemeinsamen evolutionären Ursprung haben und ihre Wahrnehmung ähnlich funktioniert.

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