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Universität Köln

© dpa

Was Uni-Chefs verdienen: Ärger um schnell steigende Gehälter der Uni-Rektoren

In NRW wurden Listen über die Gehälter der Rektoren an die Öffentlichkeit durchgestochen. Aachens Rektor bekommt am meisten

Was verdienen Präsidenten von Hochschulen? Und geht die Öffentlichkeit das überhaupt etwas an? In Nordrhein-Westfalen schlägt die Veröffentlichung von Gehaltslisten aus dem Ministerium Wellen. Eine „Schlammschlacht“ sei im Gange, berichtet die „WAZ“. Seit ein paar Tagen sind nicht nur die Gehälter der einzelnen Rektoren in NRW öffentlich, sondern auch die Gehaltszuwächse in den vergangenen Jahren. Ursula Gather, die Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz und Rektorin der TU Dortmund, hält den Vorgang für einen „Skandal“. Offenbar habe die „gezielte Indiskretion“ den Zweck, den Widerstand der Rektoren gegen das neue Hochschulgesetz zu diskreditieren, sagte sie der „WAZ“. Die Rektoren sollten eigennützig erscheinen.

Tatsächlich haben die Gehaltsentwicklungen der Rektoren auch etwas mit dem vom damaligen Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) initiierten Hochschulfreiheitsgesetz von 2006 zu tun, das die im Mai 2012 gewählte rot-grüne Regierung aktuell in verschiedenen Bereichen ändern will. Um den Hochschulen mehr Autonomie zu geben, hatte die schwarz-gelbe Regierung den Hochschulräten auch erlaubt, einen Teil der Bezüge der Rektoren ohne Mitsprache des Ministeriums auszuhandeln. Diese Regelung will die rot-grüne Regierung nun wieder kippen – neben einer Reihe von anderen Regelungen, weshalb die Rektoren die Hochschulautonomie gefährdet sehen.

Den Listen nach, die auf dem Blog „Nachdenkseiten“ des früheren Staatssekretärs für Wissenschaft in NRW, Wolfgang Lieb, veröffentlicht sind, ist etwa die Position des Rektors der RWTH Aachen, um fast drei Viertel höher besoldet als vor acht Jahren: Bis 2004 wurde der Aachener Rektor nach der Gehaltsgruppe B6 für Spitzenbeamte bezahlt und bekam 88 640 Euro. Im Jahr 2012 lag er bei 152 528 Euro, von denen 53 512 Euro laut der Liste mit dem Hochschulrat der RWTH ausgehandelt worden sind.

Ernst Schmachtenberg, seit 2008 Rektor der RWTH Aachen, bekommt demnach unter den Hochschulrektoren des Landes das höchste Gehalt. Am niedrigsten ist das Gehalt des Rektors der ebenfalls angesehenen Universität Bielefeld: Gerhard Sagerer kam im Jahr 2012 auf 116 758 Euro, von denen 23 001 Euro aus der mit dem Hochschulrat verhandelten Funktionszulage stammten. Die Rektoren in Paderborn, Wuppertal, Siegen, Dortmund, Köln oder Düsseldorf lagen im Jahr 2012 zwischen 130 000 Euro und 136 000 Euro. Die Fachhochschulrektoren des Landes bekommen jeweils um 100 000 Euro, nur der Chef der Fachhochschule Köln kommt auf 133 781 Euro.

Generell scheinen die Gehälter in NRW im bundesweit üblichen Rahmen zu liegen. Danach soll die Präsidenten die Besoldungsgruppe B10, im Jahr rund 133 000 Euro, nicht überschreiten. Ausnahmen sind aber möglich, auch in Berlin. Danach kann ein Uni-Präsident auch mehr als B10 bekommen, um ihn für die Uni zu gewinnen, seinen Weggang zu verhindern oder wenn er vorher in einer anderen Position mehr als B10 verdient hat. So war etwa der jetzige HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz als Minister in Sachsen-Anhalt in B11 eingruppiert.

Joachim Paul, der Fraktionsvorsitzende der Piraten im Landtag von NRW, hält es für eine „Frechheit“, dass die Rektoren sich über die Veröffentlichung der Listen empören. Der Steuerzahler habe grundsätzlich ein Recht darauf zu erfahren, was mit seinem Geld passiert. Die aus NRW bekannt gewordenen Gehälter sind „angemessen“, sagt hingegen Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband auf Anfrage. Schließlich seien die Präsidenten heutzutage „Aushängeschilder“ und trügen hohe Verantwortung. Dass man die Gehälter dennoch ungerne veröffentliche, liege daran, dass Deutschland anders als etwa die USA eine „Neid-Gesellschaft sei.

Aachens Rektor Schmachtenberg erklärt auf Anfrage: „Ich habe keine Einwände, wenn gesetzlich geregelt ist, dass die Gehälter von Rektoren öffentlich gemacht werden.“ Auch in Dänemark sei das so. „Was aber nicht geht, ist nach politischen Opportunitäten heraus zu plaudern.“ Auch Rektorin Gather von der TU Dortmund zeigt sich offen für Transparenz. Doch: „Die Indiskretion in der vergangenen Woche war ein Verstoß gegen geltendes Recht und geltende Datenschutzbestimmungen.“

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