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Wissen: Wer gutachtet, hat mehr Erfolg mit Anträgen Geisteswissenschaftler werben seltener Geld ein

Wettbewerbe prägen den Arbeitsalltag von Wissenschaftlern. Professoren können ihre Forschung fast nur noch mit mühsam ein geworbenen Drittmitteln finanzieren, in der Grundausstattung der Unis sind dafür kaum Mittel vorgesehen.

Wettbewerbe prägen den Arbeitsalltag von Wissenschaftlern. Professoren können ihre Forschung fast nur noch mit mühsam ein geworbenen Drittmitteln finanzieren, in der Grundausstattung der Unis sind dafür kaum Mittel vorgesehen. Alle stöhnen über den Antragsstress, doch fast alle machen mit: 89 Prozent der Professoren in Deutschland haben in den vergangenen fünf Jahren Drittmittel beantragt. Das geht aus einer repräsentativen Onlinebefragung des Berliner Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) zu Forschungsbedingungen an Universitäten hervor. 2010 wurden über 3000 Personen befragt, darunter 19,5 Prozent Frauen, die damit gegenüber ihrem Anteil an den Professuren (18,3 Prozent) leicht überrepräsentiert sind.

Die elf Prozent der Professoren, die sich nicht um Drittmittel bemühen, gaben Zeitmangel und Überlastung als Gründe für ihre Zurückhaltung an, übten aber auch Grundsatzkritik an der Drittmittelförderung und an den Begutachtungskriterien. Den höchsten Anteil an den Nichtantragstellern hatten die Geisteswissenschaftler mit 22,1 Prozent. Sie beklagen ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, zu wenige Fördermöglichkeiten für anspruchsvolle Forschung und wünschten sich mehrheitlich eine bessere Grundfinanzierung für Forschung.

Rund zehn Prozent der Professoren gehen die Sache besonders offensiv an, sehen sich als „sehr antragsaktiv“. Damit verbindet sich ein bestimmter Typus, der deutlich mehr Zeit mit der Einwerbung von Drittmitteln und für Gutachten als mit der Lehre verbringt. Wer viel gutachtet, wird belohnt – mit häufigen Erfolgen der eigenen Anträge. Was motiviert die Antragsteller? Sie brauchen das Geld, weil sie sonst ihre Forschungsfragen nicht beantworten können und sie rechnen mit einem Prestigegewinn, wenn sie Antragserfolge erzielen. Dass Drittmittel bei der leistungsorientierten Mittelverteilung der Unis zählen, geben nur Mediziner als Motivation an.

Insgesamt haben die Antragsteller Vorlieben für bestimmte Geldgeber: 40 Prozent bevorzugen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 73 Prozent hatten dort seit 2005 einen oder mehrere Anträge eingereicht. Bei der DFG sei der Antrags- und Begutachtungsprozess besonders transparent, urteilten die Befragten. Positiv bewerteten sie auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis durch die DFG. 22 Prozent der Befragten waren an Anträgen für die Exzellenzinitiative für die Universitäten beteiligt. Doch diesen Wettbewerb hält die Mehrheit für „eher ungeeignet“, um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Amory Burchard

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