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Wie werde ich Lehrerin?: Nicht zu viel Angst vorm NC im Berliner Lehrerstudium

Im Nachrückverfahren kommen noch viele Bewerber zum Ziel. Was Berliner Studieninteressierte und ihre Eltern wissen müssen. Eine Infoveranstaltung an der FU.

„Meine Damen und Herren“, begrüßt Florian Hoch die Anwesenden. Es klingt noch ein bisschen zu vollmundig. Gerade mal siebzehn, achtzehn Jahre sind die Mädels und Jungs, die sich im Seminarzentrum der Freien Universität versammeln. Manche haben ihre Eltern mitgebracht zu dieser Infoveranstaltung über ihre eigene Erwachsenenzukunft. Um die „Perspektive Lehramt“ soll es an diesem Abend gehen. Hoch, Geschäftsführer am Zentrum für Lehrerbildung der FU, leitet durch den Zulassungsparcours für das Lehramtsstudium. Was ist noch mal ein Polyvalenter Kombinationsbachelor? Die Abiturientenwangen glühen.

2023 werden sie den Schuldienst antreten – jedenfalls sofern sie in der Regelstudienzeit bleiben. Ab dem kommenden Wintersemester studiert die neue Kohorte erstmals nach dem neuen Lehrkräftebildungsgesetz. Waren die Studiengänge früher danach gestaffelt, an welcher Schulform und bis zu welcher Klasse unterrichtet wird, gibt es fortan weniger Binnendifferenzierung. Heißt: Die Unterschiede in der Lehramtsausbildung sind verringert worden. Es gilt jetzt die gleiche Studiendauer für alle, egal ob sie später einmal an Grundschule, Integrierter Sekundarschule (ISS), Gymnasium oder Berufsschule unterrichten.

Die meisten streben ans Gymnasium

Wenn schon alle das nahezu gleiche Studium absolvierten – könne man sich dann wenigstens in der Praxisphase den Schultyp aussuchen, will jemand wissen. „Man kann Wünsche angeben, ob man sein Referendariat an einem Gymnasium oder einer ISS machen möchte“, sagt Florian Hoch. Doch handelt es sich um ein Zuordnungsverfahren vom Senat, das immer auch von Angebot und Nachfrage abhänge. Zu viele streben ans Gymnasium. Allzu viel Wahlfreiheit der Schulform wird es darum vermutlich auch im Praxissemester nicht geben, das im Masterstudium absolviert werden muss. Durch das neue Gesetz werden die Praktikanten künftig alle gleichzeitig an die Schulen strömen. „Wir sind mit der Senatsverwaltung im Gespräch, wie wir das am besten koordinieren.“

"Der Bedarf an Grundschullehrern in Berlin ist groß"

Das Leben als echte Lehrerin scheint aber noch weit weg zu sein. Die Fast-Studierenden verhaken sich in sorgenvollen Nachfragen zu Fächerkombinationen, Zulassungsverfahren und Sprachtests. Dabei sei eigentlich alles recht einfach, sagt Hoch und klickt sich durch die Power-Point-Folien. Drei Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master plus eineinhalb Jahre Referendariat – fertig ist das zweite Staatsexamen. Wer an der Grundschule lehren möchte, darf zu den Pflichtfächern Deutsch und Mathematik noch ein drittes Fach wählen, Englisch etwa oder Kunst. Hier könne man ruhig nach Neigung gehen: „Der Bedarf an Grundschullehrern ist in Berlin sehr groß.“

Wer Lehrerin an der weiterführenden Schule wird, solle die Fächerwahl aber durchaus kritisch bedenken. „Es gibt einige überlastete Kombinationen“, wie Deutsch/Geschichte oder Deutsch/Sozialwissenschaften. Manche Fächer seien an den Schulen auch weniger verbreitet; nicht jede Schule benötigt Lehrer für Italienisch und Ethik. Und was, wenn der Abi-Schnitt für den Numerus clausus nicht reicht? Auch hier kann man strategisch vorgehen: „Sie erhöhen Ihre Chancen auf Zulassung, wenn Sie das weniger gefragte Fach als Erstfach angeben.“

Auch wer in Potsdam studiert, kann in Berlin Lehrer werden

Allerdings solle man sich vor der Konkurrenz nicht fürchten. Hoch erläutert die Quotierungen des gestaffelten Zulassungsverfahrens. So werde etwa erst ein gewisser Prozentsatz an minderjährigen Studierenden, Bewerbern aus dem Ausland und Härtefällen bedacht. Er zeigt eine Tabelle: 1140 Bewerbungen auf das Grundschullehramt gab es zuletzt, ein erschrockenes Raunen geht durch den Raum. „Keine Sorge“, beruhigt Hoch: „Wir kriegen Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet, aber am Ende ist die FU nicht für alle die erste Wahl. Wir haben jedes Jahr bis zu drei Nachrückverfahren.“ Im Übrigen solle man auch die Universität Potsdam in Betracht ziehen: Lehramtsabschlüsse qualifizieren grundsätzlich für ein Referendariat in allen Bundesländern.

„Muss ich den Test machen, selbst wenn ich Englisch an der Schule hatte?“, fragt eine Mutter, sie meint aber wohl ihren Sohn nebenan. Tatsächlich gilt: Wer in der schriftlichen Abiturprüfung mindestens 12 Punkte oder im Ausland gelebt hat, kann sich vom Sprachtest befreien lassen. Alle anderen müssen schon mal vorab beweisen, ob sie mit den Anforderungen der Universität an eigenständiges Arbeiten klarkommen: Ende Juli, nach Ablauf der Bewerbungsfristen, veranstaltet das Sprachenzentrum die Tests, mit denen man ein C1-Niveau nachweisen muss – und zwar auch für das Grundschullehramt. „Sie müssen sich rechtzeitig anmelden und online registrieren, sofern Sie sich für eine Sprache beworben haben. Da ist Eigeninitiative gefragt!“ Die Eltern nicken.
In der nächsten Informationsveranstaltung der FU für alle Studieninteressierten geht es um das Studienangebot und die Zulassung: am 27. Mai, 18.15 Uhr, Raum L115 im Seminarzentrum. – Am 2. und am 3. Juni veranstalten die FU und die TU Berlin Studieninformationstage.

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