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Wanderer im Tiefschnee.

© picture alliance / dpa

Winter: Spontanversagen der Schneedecke

Zerstörte Mikrostruktur: Physiker klären auf, ab wann Winterwanderer im Schnee einsinken.

Mit vorsichtig gesetzten Schritten kann man über frischen Schnee wandern ohne tief einzusinken. Steigt die Last jedoch über eine kritische Grenze, sackt man plötzlich im Tiefschnee ein. Dieses Phänomen untersuchten nun deutsche und britische Physiker mit einem Druckexperiment genauer. Wie sie im Fachblatt „Nature Physics“ berichten, verlor der Schnee ab einer Grenzbelastung seine Mikrostruktur und wurde dabei komprimiert. Ihre Beobachtungen konnten die Forscher auch mit einem theoretischen Modell erklären.

„Bei einer kritischen Last kommt es zu einem Zusammenbruch der Mikrostruktur und damit zu einem plötzlichen Festigkeitsverlust“, sagt Michael Zaiser von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Forscher füllten trockenen Schnee in einen Behälter mit einer durchsichtigen Glasfront. Sie nutzten sowohl sehr homogenen Laborschnee als auch sauberen Naturschnee. Auf die jeweilige etwa 15 Zentimeter hohe Schneeschicht übten sie mit einem Stempel einen genau dosierten Druck aus. Das Verhalten des Schnees verfolgten sie mit einer Kamera mit bis zu vier Aufnahmen pro Sekunde.

Lawinenrisiko besser abschätzen

Sowohl für den Laborschnee als auch den Naturschnee kamen Zaiser und Kollegen zu den gleichen Ergebnissen. Zuerst hielt die Schneesäule dem Druck stand und zeigte keine Veränderung in der inneren Struktur. Doch ab einem kritischen Grenzwert kollabierte die Mikrostruktur der Schneesäule und der Druckstempel sackte plötzlich wenige Zentimeter ab.

Verantwortlich für dieses Verhalten ist der Übergang vom quasi-plastischen und stabilen Zustand des Schnees zu einer Art brüchigen Phase ohne innere Mikrostruktur, berichten sie. Mit einem mathematischen Modell konnten die Physiker dieses Verhalten auch theoretisch rekonstruieren. Diese Ergebnisse entschleiern aber nicht nur das Geheimnis um ein Alltagsphänomen. Zusammen mit der entwickelten Theorie für diese Prozesse mit mikrostrukturellen Zusammenbrüchen könnte auch ein Lawinenrisiko besser abgeschätzt werden, schreiben sie. (wsa)

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