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An Lehrprofessuren, wie sie der Wissenschaftsrat vorgeschlagen hat, sei nicht gedacht, betont die Union.

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Wissenschaftlicher Nachwuchs: Union will neue Stellen für Professoren

Hochschulen und Länder sollen eine neue Professorenkategorie zwischen Junior- und Vollprofessur schaffen, fordert die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Für ein entsprechendes Bundesprogramm gebe es aber "keinen Spielraum".

Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hat eine Initiative für eine neue Professorenkategorie angekündigt. Die Länder sollten unbefristete Stellen für Wissenschaftler „neben Junior- und Vollprofessur“ schaffen, erklärte der forschungspolitische Sprecher Albert Rupprecht (CSU) am Mittwoch nach einem Fachgespräch im Bildungsausschuss. Dazu werde die Fraktion in Kürze einen Antrag vorlegen.

Die Union sieht Länder und Hochschulen in der Pflicht, die neue Personalkategorie aus eigener Kraft einzurichten. Sie sollten „die Verlässlichkeit, die der Bund durch jährlich wachsende Mittel für die Hochschulen bietet, in attraktive und planbare Karriereperspektiven für exzellente Nachwuchswissenschaftler umsetzen“, heißt es. „Für ein Bundesprogramm sehe ich keinen Spielraum“, sagte Stefan Kaufmann (CDU), Mitglied im Bildungsausschuss, dem Tagesspiegel.

Geschaffen werden könnten „Associate Professors“ nach US-amerikanischem Vorbild. An die Empfehlung des Wissenschaftsrats, Lehrprofessuren einzurichten, sei der Unions-Vorschlag nicht angelehnt, betont Kaufmann. Die neuen Professuren seien für herausragende Nachwuchswissenschaftler gedacht, die in Deutschland gehalten werden sollen. Sie sollten das volle Promotionsrecht erhalten sowie in Ausstattung und Rechten W3-Professoren gleichgestellt sein. Wie viele neue Stellen geschaffen werden, will die Union den Ländern überlassen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Bund beim dem Fachgespräch im Bundestag zu einer „aktiven Vergabepolitik“ aufgefordert, um die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses zu verbessern. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) solle seine starke Rolle als Geldgeber nutzen, um Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Forschungsförderern Auflagen zu machen. Das erklärte Andreas Keller, GEW-Vorstand für Hochschule und Forschung.

Alle geförderten Einrichtungen sollten verpflichtet werden, den „Kodex für die Einstellung von Forschern“ der EU-Kommission zu unterzeichnen. Danach muss die Stabilität von Arbeitsverträgen gewährleistet sein sowie ein „repräsentatives ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter auf allen Ebenen“. Konkret fordert die GEW an der Dauer der Projekte orientierte Mindestlaufzeiten, die im Wissenschaftszeitvertragsgesetz festgeschrieben werden sollten. Voraussetzen müsse der Bund zudem Gleichstellungskonzepte nach dem Kaskadenmodell, wonach der Frauenanteil etwa bei den Professuren mindestens den Stand auf der darunterliegenden Stufe erreichen muss.

Der Bund solle auch nur solche Unis und Forschungseinrichtungen fördern, die Nachwuchswissenschaftlern einen „Tenure Track“ anbieten. Sie müssten die Perspektive auf eine Dauerstelle erhalten, unabhängig davon, ob sie auf eine Professur berufen werden oder nicht. Die GEW beklagt, dass die Karrierewege in Deutschland „eindimensional auf die Professur ausgerichtet“ seien und fordert Dauerstellen auch unterhalb dieser Stufe.

Nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert werden dürfe die „Tarifflucht“. So zahle die Max-Planck-Gesellschaft Doktoranden ein gegenüber dem TVöD um 50 Prozent reduziertes Grundgehalt. Zudem würden Stipendien „missbraucht, um Beschäftigungsverhältnisse zu ersetzen“, kritisiert Keller. Stipendien dürften nur in der Promotions- und nicht mehr in der Postdoc-Phase eingesetzt werden.

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