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Brandenburg: WM-Träume in der Mark: Hotels hoffen auf Fußballteams Vier Brandenburger Adressen stehen auf der Fifa-Quartierliste für 2006

Das Potsdamer „Seminaris“ hat gute Chancen, eine Mannschaft aufzunehmen

Potsdam - Auf dem Reservierungskalender des Potsdamer Seminaris-Hotels beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft schon am 26. Mai 2006 statt mit dem Eröffnungsspiel am 9. Juni. Hoteldirektor Hartmut Pirl lächelt, erklärt: „Zwei Wochen vor dem WM-Auftakt beziehen die Mannschaften ihr Quartier in Deutschland. Und wir hoffen sehr, dass wir ein Team bei uns beherbergen können.“

Die erste Hürde für das ehrgeizige Ziel hat das 1998 eröffnete Haus schon genommen. Es steht auf der 110 Adressen zählenden Vorschlagsliste des Weltfußballverbandes Fifa. Neben dem Seminaris-Hotel am Templiner See können die 32 Nationalmannschaften drei weitere Brandenburger Adressen wählen: das Resort Arosa in Bad Saarow am Scharmützelsee, das Hotel Linowsee bei Rheinsberg und das östlich Berlins gelegene Bundesleistungszentrum Kienbaum.

Bislang ist nur ein einziges WM-Quartier fest vergeben. Wie berichtet, wird sich die deutsche Auswahl im Schlosshotel im Grunewald auf ihre Spiele vorbereiten. Ursprünglich galt Leverkusen als Favorit, doch Cheftrainer Jürgen Klinsmann entschied sich ganz bewusst für das Hotel der Kategorie „Fünf Sterne plus“.

Nachträglich gelangte mit dem Hotel Dolce am Müggelsee eine weitere Berliner Anschrift auf die Fifa-Vorschlagsliste. Es gehört zu einer nordamerikanischen Gruppe, so dass hier möglicherweise die USA-Mannschaft absteigen könnte. Doch die letzte Entscheidung über die Mannschaftsquartiere trifft ohnehin die Fifa. Die einzelnen Teams können nur ihre Wünsche äußern. Dabei werden sie sich nicht zuletzt am konkreten Spielplan orientieren, der nach der Auslosung der Gruppen am 5. Dezember dieses Jahres feststeht. Doch schon jetzt reisen Beobachter durch ganz Deutschland, um für die qualifizierten oder chancenreichsten Teams die besten Hotels zu finden.

„Wir rechnen uns gute Chancen aus, dabei zu sein“, gibt sich Seminaris-Chef Hartmut Pirl zuversichtlich. „Dafür sprechen nicht nur unsere gute Lage inmitten der Pirschheide und direkt am Templiner See sowie die guten Trainingsmöglichkeiten im nahen Stadion Luftschiffhafen. Vor allem die Nähe zu Berlin könnte den Ausschlag geben.“ Nur im Olympiastadion würden sechs Spiele ausgetragen – das Finale wohlgemerkt mit eingeschlossen. „Da jede teilnehmende Mannschaft Weltmeister werden will, dürfte unser Hotel bei der Auswahl gute Karten besitzen.“ Selbst die Spielorte Leipzig und Hamburg seien von Potsdam aus gut zu erreichen. Pirl spekuliert auf einen großen Effekt für die Vermarktung des Hauses. Der Slogan „WM-Gastgeber“ mache sich einfach gut.

Das erhoffen sich auch das Hotel Linowsee bei Rheinsberg und das Arosa in Bad Saarow. In der Qualität der Unterbringung von Mannschaften gibt es im Vergleich zum Potsdamer Seminaris kaum Unterschiede. Das Arosa punktet besonders mit hervorragenden Angeboten zur Entspannung. Der Wellnessbereich zählt zu den größten seiner Art in Brandenburg. Außerdem gibt es drei Golfplätze sowie ein Tennis- und Reitzentrum. Der Scharmützelsee lädt nicht nur zum Baden, sondern auch zum Segeln ein. Als Trainingsplatz käme das Stadion im benachbarten Reichenwalde in Frage.

Rheinsberg brachte sich bei der Vorauswahl der Fifa zuerst mit dem Hafendorf „Marina Wolfsbruch“ ins Gespräch. Doch die Anlage musste Insolvenz anmelden, so dass sich die Stadtväter um einen ansprechenden Ersatz bemühten. Sie fanden ihn im Hotel am Linowsee. Der Sportplatz des Rheinsberger Sportclubs Blau-Weiss 90 wird gerade gründlich saniert und erneuert. Doch sowohl für Bad Saarow als auch für Rheinsberg könnte sich die weite Entfernung zu Berlin als Nachteil erweisen. Näher dran ist das Bundesleistungszentrum Kienbaum 15 Kilometer östlich der Stadtgrenze. Es verfügt zudem über ausgezeichnete Trainingsbedingungen. Aber dafür fehlt hier die lockere Atmosphäre eines Hotels.

Der Potsdamer Hotelier Hartmut Pirl hat noch keinen Kontakt zu potenziellen WM-Teams aufgenommen. „Es haben sich ja erst fünf Mannschaften qualifiziert“, sagt er. Auch auf die Chance, beim laufenden Confed-Cup Brasilien oder Argentinien Prospekte von seinem Haus zuzustecken, verzichtete er ganz bewusst. „Alle Hotels wollen die großen Teams. Ich habe sogar gehört, dass einige Städte mit hohen Geldsummen die Mannschaften anlocken.“ Er gehe die Sache ruhig an und vertraue auf die Stärken seiner Bewerbung bei der Fifa, die auch die Zimmer bezahle.

Brandenburgs Tourismuswirtschaft insgesamt erhofft sich gute Geschäfte durch die Weltmeisterschaft, auch wenn es kein märkisches Hotel schaffen sollte, ein Team zu beherbergen. „Die Besucher der Events in Berlin werden Übernachtungsangebote bis 80 Kilometer Entfernung wählen“, meint Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. „Ganz nebenbei stricken wir an einem WM-Kontrastprogramm in Brandenburg – gedacht für alle Fußball-Muffel.“

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