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Victoria-Luise-Platz in Schöneberg.

© Doris Spiekermann-Klaas

Boom auf Immobilienmarkt: Berliner Wohnungen gefragt wie nie zuvor

In Berlin werden so viele Wohnungen gekauft wie noch nie. In Spitzenlagen werden Quadratmeterpreise von bis zu 10.000 Euro gezahlt. Doch weil der Boom Mietwohnungen knapp werden lässt, gibt es Überlegungen, wie sich die Entwicklung bremsen lässt.

Noch nie wurden in Berlin innerhalb eines halben Jahres so viele Eigentumswohnungen gekauft wie von Januar bis Juli 2012. Fast 10 000 Wohnungen waren es, ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Und der Boom hat nicht nur dieses Geschäftsfeld erfasst, sondern große Teile des Immobilienmarkts. Mit fast 16 000 Kaufverträgen und einem Umsatz von mehr als 5,2 Milliarden Euro (1,67 Milliarden nur bei Wohnungsverkäufen) wurden die guten Geschäftsergebnisse des Vorjahreszeitraums übertroffen.

Bei diesen Zahlen handelt es sich nicht um geschätzte Beträge, sondern um objektive Werte, die der landeseigene Gutachterausschuss für Grundstückswerte durch die Auswertung aller notariell beurkundeten Kaufverträge aus diesem Zeitraum abgeleitet hat. Wie die Gutachter schreiben, profitieren vor allem Verkäufer von Altbauten oder Entwickler neu errichteter Wohnungen vom Boom, denn diese Objekte werden „vermehrt hochpreisig in innerstädtischen, guten Lagen veräußert“. Dem Bericht zufolge zahlten Käufer Spitzenpreise von rund 12 000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für Immobilien im Bezirk Mitte. Deutlich über dem Durchschnitt liegende Kaufpreise von 5000 bis 10 000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche seien außerdem „in guten Lagen der Ortsteile Mitte, Tiergarten, Grunewald, Wilmersdorf, Charlottenburg und Prenzlauer Berg“ bezahlt worden. Im Durchschnitt überwiesen die Käufer rund 140 000 Euro für ihre Wohnung in Berlin. Das liegt geringfügig über dem Kaufpreis im Vorjahreszeitraum.

Überraschend ist, dass der Gesamtumsatz auf dem Berliner Immobilienmarkt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 640 Millionen Euro anstieg, obwohl das Geschäft mit Mietwohnhäusern und Bauland sogar zurückging. So wurden Mietwohnhäuser im Wert von 679 Millionen Euro verkauft, ein Minus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Fünf Prozent weniger umgesetzt wurden auch im Geschäft mit unbebauten Grundstücken: Gut 1100 Liegenschaften im Wert von knapp 355 Millionen Euro wechselten den Eigentümer.

Dagegen sind die Preise von Ein- und Zweifamilienhäusern stabil. 14 66 Eigenheime wurden verkauft, die Summe des dabei umgesetzten Geldes stieg um fünf Prozent auf knapp 446 Millionen Euro. In sehr guter Wohnlage von Grunewald müssen Käufer mit durchschnittlich 3420 Euro je Quadratmeter Geschossfläche das meiste für ein Haus zahlen – am niedrigsten sind die Preise im Altbezirk Treptow mit 1300 Euro je Quadratmeter.

Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sagte: „Selbst genutztes Wohneigentum kann helfen, Quartiere zu stabilisieren.“ Allerdings dürften den zentralen Bezirken nicht zu viele Mietwohnungen entzogen werden. Deshalb liefen Gespräche mit den Bezirken, um die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum mithilfe von Milieuschutz-Regelungen zu bremsen. Für den Chef des Berliner Mietervereins Reiner Wild werden die Rekorde im Handel mit Eigentumswohnungen von einer „Spekulation auf weiter steigende Mietpreise getragen“. Außerdem sei aber das Interesse an Wohneigentum bei den Berlinern gewachsen, weil manche lieber Zinsen für eigene vier Wände bezahlen als hohe Mieten. Der Mieterverein fordert eine Ausweitung der Kündigungssperrfrist für die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumsobjekte von sieben auf zehn Jahre.

„Die Zahlen zeigen, es werden vor allem teure Eigentumswohnungen gebaut“, sagte Maren Kern, Vorstand vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen. Die meisten Berliner seien aber auf bezahlbare Mietwohnungen angewiesen. „Auch für diese Menschen muss gebaut werden.“ Die Mieten frei gewordener Wohnungen steigen in Berlin zurzeit drastisch – im Durchschnitt um acht Prozent jährlich, meldet der Immobilienverband Deutschland.

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