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Bundeswehr im Ausland: Im Einsatz

Rund 2700 Soldatinnen und Soldaten sind derzeit für die Bundeswehr im Ausland stationiert. Wie ist die Lage in den jeweiligen Ländern und was erwartet die Soldaten 2015?

In ihrer letzten Kabinettsitzung in diesem Jahr hat die Bundesregierung beschlossen, etwa 100 Bundeswehrsoldaten in den Nordirak zu schicken. Sie sollen die kurdische Armee für den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ausbilden. Auf die Bundeswehr kommt also im kommenden Jahr ein neuer Auslandseinsatz zu. Aktuell gibt es insgesamt 15. Der größte ist und bleibt Afghanistan.

Insgesamt wird die Zahl der Einsatzsoldaten auch mit dem neuen Irak-Mandat deutlich unter jener früherer Jahre liegen. Die meisten Soldaten waren 2002 im Einsatz: insgesamt fast 10 500.

Wie geht es in Afghanistan weiter?

Etwa 2700 deutsche Soldatinnen und Soldaten werden in diesem Jahr Weihnachten im Einsatz verbringen. Die meisten im derzeit friedlichen Kosovo (etwa 700) und in Afghanistan (rund 1000). In Afghanistan werden es allerdings täglich weniger. Noch zwei bis drei Airbusse sollen bis zum Jahresende Soldaten zurückholen, denn die von der Nato geführte internationale Schutztruppe Isaf wird am 31.Dezember 2014 aufgelöst. Bis zu 850 deutsche Soldaten werden aber im Land bleiben und weiter afghanische Streitkräfte ausbilden. Diese neue Mission trägt den Titel „Resolute Support“.

Seit mehr als einem Jahr wurde bereits Material aus Afghanistan abtransportiert, teilweise per Flugzeug, teilweise auch per Schiff über den türkischen Hafen Trapzon. Anfang 2015 legt die letzte Großraumfähre mit Containern und Fahrzeugen ab. Das Bundeswehrlager in Masar-i-Scharif, das im Laufe der Jahre zu einer Kleinstadt mit mehreren tausend Bewohnern herangewachsen war und in der es sogar Radarkontrollen gab, bleibt auch künftig Stützpunkt für die Deutschen und andere Nationen, die sich an der neuen Mission beteiligen. Zwischen 1500 und 2000 Soldaten werden hier künftig untergebracht sein.

Was sind weitere wichtige Einsätze der Bundeswehr?

Immerhin fast 1000 Soldaten sind derzeit in anderen Weltregionen stationiert. Fast 250 allein in der Türkei, um dem Nato-Partner bei der Abwehr möglicher Luftangriffe aus Syrien zu helfen. Die Gefahr solcher Angriffe durch das syrische Regime geht derzeit aber gegen null, denn die Truppen von Präsident Baschar al Assad sind inzwischen voll in den Kampf gegen die IS-Milizen im eigenen Land eingebunden. Für die Bundeswehrsoldaten in der Türkei ist der Eroberungskrieg der IS dagegen weit weg. Ein Übergreifen ihrer Offensive auf das Nachbarland Syriens ist derzeit nicht zu befürchten.

Am Horn von Afrika ist die Fregatte „Lübeck“ mit mehr als 230 Marinesoldaten im Anti-Piraten-Einsatz unterwegs, unterstützt von rund 30 Soldaten einer Versorgungseinheit in Djibouti. Besondere Vorkommnisse hat es auch hier nach Auskunft des Einsatzführungskommandos lange nicht gegeben. „Die Soldaten bekommen schon mal eine Totenkopfflagge zu sehen, Angriffe gibt es aber keine mehr“, so ein Sprecher.

Wesentlich brenzliger ist die Lage in Mali, wo rund 170 deutsche Pioniere die malische Armee ausbilden. Der Einsatz folgte auf eine Offensive von Tuareg-Rebellen und Al Qaida nahestehenden Islamisten, die 2012 zwei Drittel Malis eroberten und eine Art „Islamischer Staat“ in Afrika zu errichten drohten. Mithilfe französischer und afrikanischer Truppen wurden sie zwar zurückgeschlagen, doch im Norden des Landes spitzt sich die Lage seit Monaten wieder zu. Noch ist die Bundeswehr davon nicht direkt betroffen, denn ihr Ausbildungslager befindet sich im vergleichsweise sicheren Süden Malis.

Auch die drei deutschen Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik haben einen relativ sicheren Arbeitsplatz im Stab der von Frankreich geführten EU-Mission in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, Bangui. Der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik ist aber längst nicht befriedet. Immer wieder gibt es Massaker und Racheakte, verübt von muslimischen oder christlichen Milizen an harmlosen Dorfbewohnern. Selbst in Bangui fallen immer wieder plündernde und mordende Milizen ein. Besonders heikel: Laut der Kinderschutzorganisation „Save the Children“ gibt es in der Zentralafrikanischen Republik bis zu 12 000 Kindersoldaten. Man möchte wohl keinem europäischen Soldaten wünschen, vor der Entscheidung zu stehen, auf eines der Kinder schießen zu müssen.

Wo sind Bundeswehrsoldaten für die Vereinten Nationen unterwegs?

In Afrika gibt es noch eine Reihe weiterer Einsätze, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Das liegt vor allem daran, dass es sich um sehr kleine Missionen handelt, meist um einige wenige Soldaten, die für die Vereinten Nationen in Krisengebieten als Militärbeobachter eingesetzt sind. Sie sind in der Regel unbewaffnet und tragen das blaue Barett der UN. So überwachen vier deutsche Soldaten den Waffenstillstand in der Westsahara, etwa zehn Soldaten sind derzeit in der Krisenregion Darfur im Sudan und 16 im Südsudan stationiert, der schon kurz nach seiner Gründung ein „failed State“, ein gescheiterter Staat, zu werden droht. 120 Marinesoldaten kreuzen mit ihrer Korvette „Braunschweig“ außerdem im Auftrag der UN vor der Küste des Libanon, um das Seegebiet zu überwachen und Waffenschmuggel zu verhindern.

Wie steht es um die Hilfe für die von Ebola betroffenen Staaten in Westafrika?

In den kommenden Tagen soll in Monrovia das Ebola-Behandlungszentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eröffnet werden. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Monaten – mit Unterstützung der Bundeswehr. Über eine Luftbrücke transportieren Bundeswehrsoldaten beispielsweise Medikamente und Material für das Zentrum aus dem Senegal nach Liberia. Sie fliegen aber auch die beiden anderen Ebola-Hotspots in Westafrika, Sierra Leone und Guinea, an.

Bei der Bundeswehr haben sich nach einem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) viele Ärzte und Pfleger für einen freiwilligen Einsatz in Monrovia gemeldet. Zusammen mit einigen Technikern werden sie direkt im DRK-Krankenhaus arbeiten – insgesamt etwa 30 Bundeswehrangehörige. Seit der Übernahme der Gebäude von der Weltgesundheitsorganisation übt das Personal die Abläufe, außerdem werden einheimische Helfer geschult. Diese Vorbereitungen sind enorm wichtig, um das Ansteckungsrisiko für Ärzte und Pfleger möglichst gering zu halten.

Für den Fall, dass deutsche Helfer Ebola-Symptome an sich feststellen oder aber einfach so krank werden, steht ein weiteres Ärzte- und Pflegerteam der Bundeswehr in einem Hotel in Monrovia bereit, um sie zu betreuen. Ein speziell ausgerüstetes Flugzeug soll sie im Notfall schnell nach Deutschland ausfliegen.

Doch auch wer den Einsatz gesund übersteht, wird nach seiner Rückkehr nicht gleich wieder nach Hause gehen. Die Bundeswehr hat für ihre Ebola-Helfer ein einwöchiges Nachsorgeprogramm organisiert, in dem die Heimkehrer auch psychologisch betreut werden. Danach können die Soldaten direkt eine Kur anschließen und so die kritischen 21 Tage der Inkubationszeit bei Ebola überbrücken. In dieser Zeit sollen alle Helfer, die aus Ebola-Gebieten zurückkehren, unter anderem täglich Fieber messen. „Die meisten werden dieses Angebot wohl annehmen, allein, um ihre Familien nicht zu gefährden“, so ein Sprecher beim Einsatzführungskommando in Potsdam.

Gibt es außer Afghanistan noch weitere Einsätze, die zu Ende gehen?

Am 19. Dezember flog der letzte deutsche Soldat aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland zurück. Dort hatten Bundeswehrsoldaten der regulären Armee beim Aufbau administrativer Strukturen geholfen, vor allem im Personalwesen. Konkret wurden etwa Truppenausweise eingeführt und die Soldauszahlung professionalisiert. Auch diese Mission gehörte eher zu den vergessenen Einsätzen. Ebenso übrigens wie jene in Somalia.

Seit 2010 bildet die EU somalische Soldaten aus. Da das von einem Bürgerkrieg zerrissene Land als eines der gefährlichsten der Welt gilt und islamische Milizen in der Vergangenheit immer wieder auch die Hauptstadt Mogadischu angegriffen haben, fand das Training zunächst in einem Militärlager in Uganda statt. 2014 beschloss die EU jedoch, das Camp zu schließen und die Ausbildung nach Somalia selbst zu verlegen. Deutschland sträubte sich zunächst dagegen, weil die Bundesregierung die Sicherheitslage in Somalia weiter als zu schlecht einschätzte. Ohne großes Aufsehen wurden inzwischen aber doch vier deutsche Soldaten in Mogadischu stationiert. Sie beteiligen sich allerdings nicht direkt an der Ausbildung, sondern nehmen Stabsfunktionen im Hauptquartier wahr, das in der Nähe des Flughafens liegt.

Wie feiern die Soldaten im Ausland Weihnachten?

Der internationale Weihnachtsmarkt in Masar-i-Scharif hat Tradition. Im deutschen Feldlager Camp Marmal werden vor Weihnachten rund um einen großen Weihnachtsbaum Buden aufgebaut und festlich geschmückt. Glühwein und Stollen werden angeboten und am Stand der niederländischen Armee selbst gemachte Pommes. Fast wie in Deutschland also. Doch ein paar Unterschiede gibt es natürlich. Nicht nur, weil der Glühwein in Masar-i-Scharif alkoholfrei ist. Anders sind vor allem die Besucher, sie tragen Uniform und Waffen. Manche dazu aber immerhin eine rote Zipfelmütze. In diesem Jahr kam auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zur Weihnachtszeit nach Masar-i-Scharif. Der geplante Rundgang auf dem Markt fiel allerdings aus, weil die Ministerin während ihres Besuchs die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhielt.

Für die meisten Soldaten ist Weihnachten im Einsatz eine ganz besondere Härte. Ähnlich wie in Deutschland sind daher im Einsatz die Gottesdienste an diesen Tagen besonders voll. Gefeiert wird trotzdem. Die Feldküchen bieten Besonders auf und die Feldpost legt Sonderschichten ein, um alle Geschenke aus der Heimat zu verteilen. Der Soldatensender Radio Andernach sendet Weihnachtsgrüße von Angehörigen und Freunden der Einsatzsoldaten. Auch Diskoabende gibt es. Die sogenannte Zwei-Dosen-Regel wird offiziell aber nicht gelockert: Zwei Dosen Bier pro Mann oder Frau an einem Abend, mehr Alkohol ist den Soldaten nicht gestattet. Sie sind schließlich 24 Stunden im Dienst.

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