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Nach Anschlag: Netanjahu kündigt "robuste Antwort" an

Der Konflikt im Nahen Osten verschärft sich. Israel fliegt Angriffe gegen Ziele in Gaza. Palästinenser feuern Raketen auf Israel. Und in Jerusalem kam es zu einem Bombenanschlag. Warum eskaliert die Lage?

Die radikalislamische Hamas hat den Mittwoch offiziell zum Trauertag in Gaza ausgerufen. Hintergrund sind Luftangriffe der Israelis auf Gaza am Vortag, bei denen acht Menschen ums Leben kamen – vier Zivilisten und vier islamistische Kämpfer. Außerdem gab es zahlreiche Verletzte. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bedauerte, dass Zivilisten unschuldige Opfer der Kampfhandlungen geworden waren und Israel bot an, die verwundeten Zivilisten aus Gaza in israelische Pflege zu überführen.

Die Palästinenser reagierten auf ihre Weise. Zwei Grad-Raketen schlugen am Mittwochmorgen in der 200.000-Einwohner-Stadt Beersheva ein, wobei ein Einwohner leicht verletzt wurde. Eine weitere Rakete detonierte nahe der Hafenstadt Aschdod. Allerdings bekannte sich nicht die im Gazastreifen herrschende Hamas dazu, sondern die Al-Kuds-Brigaden des „Islamischen Dschihad“. Israel wiederum attackierte den östlich von Gaza-Stadt gelegenen Vorort Ash-Shuja’iyya zuerst mit Artilleriefeuer und danach mit Kampfhelikoptern. Dabei wurde ein Aktivist der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad an einem Bein so schwer verletzt, dass dieses amputiert werden musste.

Die beinahe täglich intensiver werdenden Kampfhandlungen dauern nun schon ein Woche an. Dabei versichern sowohl die israelische Regierung als auch die Hamas immer und immer wieder, sie hätten kein Interesse an einer weiteren Eskalation der Gewalt. Die Verantwortung für die Angriffe trägt immer die Gegenseite.

Ausgelöst wurde die Eskalation durch einen israelischen Luftangriff – angeblich ein Vergeltungsschlag – am 16. März auf eine Trainingsbasis der Hamas, wobei zwei Bewaffnete getötet wurden. Am 19. März schossen die Palästinenser nicht weniger als 50 Mörser-Granaten ab. Bisher forderten die gegenseitigen Attacken zehn Tote, fünf davon sind Zivilisten, zwölf Verwundete auf palästinensischer und einen Verletzten auf israelischer Seite.

Am Mittwoch stieg die Zahl der Toten und Verletzten weiter. Eine mit Sprengstoff gefüllte Tasche explodierte an einer Haltestelle an der westlichen Stadteinfahrt neben einem Linienbus. Dabei kam eine Frau ums Leben und mehr als 30 Menschen wurden verletzt. Zwei Busse, die gerade vorbeifuhren, wurden bei der Explosion beschädigt. „Ich sah eine helle Flamme, und dann wurde der Bus durchgeschüttelt“, berichtete ein Augenzeuge dem israelischen Rundfunk.

Israels Innenminister Eli Jischai sagte anschließend, es gebe eine „Eskalation an allen Fronten“. Und: „Israel wird reagieren müssen, um die Terroristen abzuschrecken.“ Als Täter werden palästinensische Terroristen angenommen, obwohl bisher noch keine Gruppierung die Verantwortung übernommen hat. Es ist der erste größere Anschlag in der israelischen Hauptstadt seit drei Jahren. Im März 2008 hatte ein Palästinenser in einer jüdischen Religionsschule im Westen der Stadt acht jugendliche Talmud-Schüler getötet und mehrere weitere verletzt. Der Palästinenser wurde noch am Tatort von der Polizei getötet. Zu dem Angriff bekannte sich damals die radikalislamische Hamas.

Hintergrund für die jüngste Eskalation der Gewalt könnte der geplante Besuch von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in der kommenden Woche in Gaza sein. Dort will er die Aussöhnung zwischen seiner Fatah-Organisation und der Hamas vorantreiben. Danach sollte bis September in den Palästinensergebieten ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt werden. Der militante Flügel der Hamas wolle den Besuch von Abbas samt Aussöhnung torpedieren, sagen Palästinenser in Gaza. Die Hamas wolle weiter allein im Gazastreifen herrschen. Und auch auf israelischer Seite werden die Annäherungsversuche kritisch gesehen. Denn, so heißt es in Israel, es könne nicht sein, dass eine Organisation am Kabinettstisch sitzt, die Israel mit Raketen beschießt.

Die internationale Diplomatie stößt nach dem jüngsten Gewaltausbruch an ihre Grenzen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verschob nach Angaben seines Büros wegen des Anschlags in Jerusalem seine für Mittwoch geplante Russlandreise und kündigte eine „robuste Antwort“ an. Abbas hingegen war zum Zeitpunkt des Anschlags bereits in Moskau. Dort kündigte er an, dass sich das Nahostquartett am 15. April zu seiner nächsten Sitzung treffen werde. „Zu dieser Sitzung werden wir von Israel erneut einen kompletten Baustopp fordern“, sagte er. Unklar war aber, wo die Vertreter der USA, Russlands, der Vereinten Nationen und der Europäischen Union zusammenkommen werden.

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