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Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.

© Karikatur: Tagesspiegel

Marco Reus: Nicht ohne mein Auto

Jahrelang fuhr der Fußball-Nationalspieler Marco Reus ohne Führerschein. Unser Kolumnist Helmut Schümann erinnert an andere schwierige Verhältnisse von Fußballprofis zu ihren Vehikeln.

Der Mann und sein Auto. Das ist natürlich ein umfassendes Thema. Was die Unterabteilung „Der Fußballspieler und sein Auto“ mit einschließt. Und diese Unterabteilung allein ist schon abendfüllend. Mehrere Abende füllend. Zum Beispiel Lothar Matthäus, der darf auch bei dieser Thematik nicht fehlen. Der schaffte sich seinerzeit einen Ferrari an, was Günter Netzer, den Pionier des Ferrari-Fußballers, fast in den Suizid trieb. „In Blau“, stammelte er verzweifelt, „ein Ferrari in Blau, das geht doch gar nicht, Rot muss er sein, aber großer Gott, der Matthäus.“ Oder Torsten Frings. Der legte in seiner Zeit bei Bayern München den Weg von seinem Wohnhaus zum Trainingsplatz, also ein paar hundert Meter, gerne auch mal mit dem Hummer zurück. Hummer, das sind die etwas zu groß geratenen Autos, mit denen die Amerikaner und die Zuhälter in den Krieg ziehen. Die Motivation von Frings konnte dagegen nie gelüftet werden.

Eine andere schöne Geschichte des motorisierten Fußballspielers liefert Klaus Toppmöller. Der war mal beim 1. FC Kaiserslautern und fuhr nächtens vor einen Baum. Dann verlief er sich im Wald. Als er rauskam aus dem Wald, war er nüchtern und konnte ohne Verlust seines Führerscheins den Unfall bei der Polizei melden. Ach, man könnte stundenlang plaudern über Fußballspieler und ihre Autos, die ja meistens etwas zu dick, zu protzig, zu herrschaftlich daherkommen. Welchen kausalen Zusammenhang es zwischen Beruf und Auto gibt, weiß ich auch nicht.

Immerhin haben die meisten, wenn sie denn schon 18 Jahre alt sind und die erste dicke Marie, so spricht man in diesen juvenilen Kreisen, verdient haben, einen Führerschein. Marco Reus von Borussia Dortmund und von der Nationalmannschaft, hat nicht. Er fährt aber, Aston Martin, und allein fünfmal ist er zwischen September 2011 und März 2014 wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt worden. Beim sechsten Mal gab es eine persönliche Kontrolle und hoppla, „isch habe gar keinen Führerschein“. Das macht bei einem geschätzten Tageseinkommen von 6000 Euro und 90 Tagessätzen eine Strafe von 540 000 Euro. Also eine ganz schön dicke Marie. Reus hat sie aber sofort akzeptiert. Er will jetzt die Prüfung ablegen. Nicht ohne sein Auto, herrlich.

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