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Mann mit Idealen. Hussein Chalayan (re.).

© AFP/Guay

Mode: Designer Hussein Chalayan: „Der Mann mit den schönen Ideen“

Hussein Chalayans Mode steht in Museen, auf Bühnen – und in der Diskussion.

Hussein Chalayan ist eine Ausnahmeerscheinung in der Modewelt. Er ist nicht an der Oberfläche der Dinge interessiert, er will tiefer bohren. Sein Ziel ist es, Kleidung als ein Medium zu nutzen.

Seine Modenschauen benutzt er seit seiner Abschlusspräsentation an der berühmten Modeschule Central St. Martins in London im Jahr 1993 als Bühne für Experimente. Er bespickte seine Entwürfe mit Eisenspänen und vergrub sie für mehrere Wochen. Das brachte ihm dem Ruf eines Intellektuellen ein. Der heute 45-Jährige interessiert sich besonders für technische Experimente. Er lässt Kleider mit LED-Lichtern leuchten, formt den Körper mit Fiberglas nach oder lässt Säume mechanisch nach oben wandern. Museen stellten schon früh seine Arbeiten aus. Doch Chalayan ist in erster Linie Modedesigner – einer, der der Modewelt Relevanz verleiht. Dafür wurde er 1999 und 2000 zum „British Designer of the Year“ gekürt.

Themen wie Migration, Flucht und Identität tauchen immer wieder in Chalayans Arbeiten auf. Obwohl er nicht sicher ist, ob Mode überhaupt eine politische Aussage haben kann. Für eine seiner bekanntesten Kollektionen namens „Afterwords“, die er 1999 zeigte, gilt das aber. Statt über einen Laufsteg bewegen sich die Models durch ein Wohnzimmer. Schließlich bleiben vier Models vor den Sesseln stehen, nehmen die Bezüge ab, streifen sie über und wickeln und falten so lange, bis sich der Stoff in Kleider verwandelt hat. Zum Schluss steigt ein Model in die mittige Aussparung des runden Sofatisches, hebt die Platte wie ein Teleskop zur Taille, so dass ein hölzerner Rock entsteht. Die Kollektion entstand vor dem Hintergrund des Kosovokrieges und der Flucht vieler Menschen. Der Designer wollte darstellen, wie es ist, sein Haus verlassen zu müssen und nur mitzunehmen, was man tragen kann.

Hussein Chalayan kam nach einer Kindheit im türkischen Teil Zyperns mit zwölf Jahren nach London. Dass er in mehreren Kulturen lebt, machte ihn sensibel für diese Themen. Schon früh interessierte er sich auch für andere künstlerische Disziplinen wie Film, Tanz und Kostüm. Er arbeitete für verschiedene Opern- und Theaterhäuser. 2015 konzipierte er ein Tanztheaterstück in London, jetzt entwarf er zum ersten Mal in Deutschland Kostüme für die Oper „Die Entführung aus dem Serail“ an der Deutschen Oper. Hussein Chalayan würde sich selbst nie als Künstler bezeichnen, sondern als „der Mann mit den Ideen“.

- Das Interview mit Hussein Chalayan

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