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Gesellschaft: Nicht auf allen Hügeln ist Ruh

In Ost-Burundi sollen Friedenskomitees zur Versöhnung beitragen

Das Projekt erinnert im Design an die Anfänge des Weltfriedensdienstes (WFD). Die „Kommunale Versöhnungsarbeit“ steht für den WFD und seinen lokalen Partner in Ost-Burundi im Zentrum aller Bemühungen: „Back to the basics“ im doppelten Sinne des Wortes.

Oft ist es ein Dreiklang aus Entwicklungshilfe, Friedens- und Versöhnungsarbeit, der den WFD-Projekten den guten Ton gibt. Meist geht es darum, etwas für die Landwirtschaft und die Berufsbildung in krisengeschüttelten Ländern zu tun. Doch in Burundi geht es – immer noch – um die Befriedung des Leitkonfliktes. Seit 1959 respektive seit der Unabhängigkeit 1960 gibt es in dem zunächst von Deutschen kolonialisierten ostafrikanischen Land wiederkehrende, überaus blutige Machtkämpfe, die sich zunehmend entlang der Unterscheidung von Hutu/Tutsi kristallisieren. Ab den siebziger Jahren durchlief der Konflikt mehrere Bürgerkriegsphasen; zwischen 1993 und 2001 wurden 250 000 bis 300 000 Menschen getötet, 1,4 Millionen Menschen wurden vertrieben, mehrheitlich Hutus. Tausende und abertausende Menschen sind heimatlos und tief traumatisiert. Der Land steht vor der Herausforderung der friedlichen Reintegration einer großen Zahl von Flüchtlingen und ehemaligen Kämpfern. Im kommenden Jahr finden in Burundi Präsidentschaftswahlen statt.

„Burundi gehört im Portfolio des Weltfriedensdienstes zu den extremsten Fällen von Gewalttätigkeiten“, sagt Hans Jörg Friedrich, der das Projekt für den WFD in Deutschland betreut. Vor Ort arbeitet Jerome Njabou seit 2005 für den WFD mit dem lokalen Partner Mi-Parec (Ministry for Peace and Reconciliation Under the Cross) zusammen. Der WFD unterstützt Mi-Parec beim Aufbau von Friedenskomitees, der Durchführung von Gemeinschaftsprojekten und der Ausbildung von Multiplikatoren im Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung.

Die Gemeinwesenarbeit (Community Development) setzt auf eine Mobilisierung von Selbsthilfekräften und eigenen Ressourcen. Bevor das Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe“ allerdings im Ausland eingesetzt wurde, erprobten WFD-Mitglieder die Prinzipien in Kölner Obdachlosenheimen. „Es waren regelrechte Glücksmomente, wenn die Obdachlosen losgingen, um sich selbst Desinfektionsmittel bei der Stadt zu holen statt zu warten, bis es ihnen jemand brachte“, erzählt Ulrich Frey, WFD-Gründungsmitglied. Damit war auch eine Gleichberechtigung von Inlands- und Auslandsarbeit erreicht. Etwas, das den WFD heute noch auszeichnet. Zwar erwarb sich der WFD mit seiner Gemeinwesenarbeit Anerkennung in der entwicklungspolitischen Szene, gab den Ansatz aber Anfang der 70er Jahre auf.

Die Projektrealität erforderte mehr Pragmatismus, insbesondere um die ländliche Entwicklung ganzer Regionen voranzubringen, wie Torsten Schramm, WFD-Vorsitzender, bestätigt. Der Versöhnungsgedanke ist der Entwicklungshilfe gewichen und die ist von der globalen Partnerschaft zivilgesellschaftlicher Organisationen abgelöst worden.

Deshalb ist das bis 2011 bewilligte Projekt in Burundi geradezu klassisch mit Blick auf die Gründungsgedanken des WFD ausgelegt. Der zivile Friedensdienst in Burundi, einem der kleinsten und am dichtesten besiedelten Länder Afrikas, konzentriert sich auf den Aufbau von Friedenskomitees zur Bewältigung von Landkonflikten. „Wenn wir so weit sind, dass sich ein gesamtes Dorf dem Friedenskomitee zugehörig fühlt, ist es gut“, sagt Friedrich. Allein in der Zeit von Mai 2006 bis Anfang 2007 hatte ein Friedenskomitee in 60 Konfliktfällen zwischen Opfern und Tätern vermittelt, erzählt Jerome Njabou und verweist auf seinen bisher wohl größten Erfolg im Rahmen dieses Projektes: „Hier ist sogar weit mehr entstanden als Frieden: Denn ein Mädchen und ein Junge, die aus zuvor verfeindeten Familien stammen, haben sich verlobt.“ (Mitarbeit: Tong-Jin Smith)

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