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Kultur: Sächsisch für Anfänger: Du Dieschor, du!

Die Weichen besiegen die Harten, oder genauer: De Weichn besiechen de Hardn! Im Sächsischen, dieser zärtlichen deutschen Mundart, gibt es keine harten Konsonanten, das b siegt über das p, das d übers t, das g übers k, und heraus kommen so wunderbare Sätze wie „isch gönnde misch sinnlous midd Schbageddi behengn“.

Die Weichen besiegen die Harten, oder genauer: De Weichn besiechen de Hardn! Im Sächsischen, dieser zärtlichen deutschen Mundart, gibt es keine harten Konsonanten, das b siegt über das p, das d übers t, das g übers k, und heraus kommen so wunderbare Sätze wie „isch gönnde misch sinnlous midd Schbageddi behengn“. Aber was meint der Sachse, wenn er das sagt? Er meint: Ich könnte durchdrehen vor Wut. Der Kabarettist Thomas Nicolai, selbst aus Leipzig, übersetzt in seiner urkomischen Anleitung „Sächsisch für Anfänger“ den Sachsen ins Deutsche: „Dor is ne buts’sche Nuhdl“ (der ist sehr sympathisch), „dor will misch behummsen“ (betrügen) oder „dor hadd schon wieder was verbummfiedld“ (vergessen).

Man muss sich das Buch laut vorlesen, um Ausdrücke wie „heissor Fehschor“ zu verstehen. Irgendwann fängt man dann selbst an zu sächseln und versteht den Charakter des Sachsen, der es drheeme (daheim) gemiedlisch haben möchte und die Eiorschegge in den Gaffee ditscht, nach dem Motto „Mei Hohm is mei Gahsl!“ Will er seine Haare hibbsch haben, geht er zum „Gladdsn-Schorsch“. Er meidet Kontakt mit „Mäggerziechen“ oder der „Griminahlbollidsei“ (Kripo). Trifft er auf einen bleeden Zeitgenossen, so schleudert er ihm sein Lieblingsschimpfwort „du Buffor“ (Puffer) entgegen, was ja fast wie eine Liebeserklärung klingt. Wenn der Sachse tatsächlich liebt, wird er zum „Gopfgissendserwühler“, und die Partnerin ruft im Rausch „Gomm här, du Dieschor!“ Dieschor? Klar, du mein sächsischer Tiger, und wie!

Auf der Fahrt nach Leipzig sollte man das Buch unbedingt mitnehmen oder, noch besser, das Hörbuch hören. Angekommen in Leipzig wird man sich wie zu Hause fühlen: „Leibz’scher Hauptbahnhouf, alles naushubbn!“ Nuguggemada! Wer dann Hunger hat, formuliert regional korrekt „Isch habbe Gohldampf wie Sau“ und weiß auch, wie er nach einem Restaurant fragt („Wo gann mor hior was schnabuliorn?“), um dann, nach erfolgter Speisung, zufrieden festzustellen: „Mei Nahbl glänsd!“ Bin satt! In diesem seligen Moment denken wir lieber nicht daran, was der Sachse tief innen von Touristen hält: „Ä Gasd is gärn gesähn, wenn mor sein Orsch sieht.“Dorothee Nolte

Von Thomas Nicolai bei Langenscheidt: „Sächsisch für Anfänger“ (9,99 €) und Hörbuch „Sächsisch for yuh“ (12,99 €).

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