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Insgesamt sind damit seit Beginn des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan 43 deutsche Soldaten ums Leben gekommen.

© ddp

Update

Bundeswehr: Wieder sterben deutsche Soldaten in Afghanistan

Am Donnerstag sind erneut deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen. Bei einem Überfall nahe Baghlan starben vier Bundeswehrsoldaten, fünf wurden zum Teil schwer verletzt.

Von
  • Robert Birnbaum
  • Frank Jansen
  • Matthias Meisner

Verteidigungsminister Guttenberg brach seinen Rückflug nach Berlin ab. Er war zu Besuch in Afghanistan und kehrte nun gleich ins deutsche Hauptlager in Masar-i-Scharif zurück. Spitzenpolitiker äußerten sich bestürzt über den folgenreichsten Angriff auf deutsche Soldaten in Afghanistan seit 2003. Seit Beginn des Einsatzes Anfang 2002 sind 43 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 26 von ihnen bei Anschlägen oder Gefechten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannte sich nach dem Tod der Bundeswehrsoldaten zur Fortsetzung des Einsatzes in Afghanistan. „Wir müssen den Einsatz fortführen“, betonte die Kanzlerin am Donnerstag während ihres USA-Besuchs in San Francisco.

Nach ersten Angaben des Verteidigungsministeriums und aus der Bundeswehr war eine Patrouille auf der Strecke zwischen Kundus und dem südlich gelegenen ungarischen Feldlager Pol-e- Khomri gegen 14.30 Uhr Ortszeit in einen Hinterhalt geraten. Ein gepanzerter Eagle-IV-Mannschaftstransporter wurde von einer Rakete oder Panzerfaust getroffen. Die gepanzerten Kleintransporter sind gegen Minen und Sprengfallen geschützt, halten schwerem Beschuss aber nicht stand. Die Verletzten wurden zunächst ins Rettungszentrum nach Kundus und dann nach Masar-i-Scharif gebracht.

Die Patrouille war im Rahmen einer größeren Aktion unterwegs, bei der die afghanische Armee mit Unterstützung der Isaf gegen Aufständische vorgeht. Die Soldaten lagen bis zum Abend weiter unter Beschuss. Die Region um Baghlan gilt als Taliban-Hochburg. Die Rebellen liefern sich mit dem islamistischen Milizenführer Gulbuddin Hekmatyar Kämpfe um die Vorherrschaft. Guttenberg besuchte zum Zeitpunkt des Überfalls den deutschen Außenposten Faisabad im äußerten Nordosten des Landes und erfuhr bei der Rückreise nach Deutschland im usbekischen Termes von dem Vorfall. Er zeigte sich „tieftraurig“ und kündigte an, mit Generalinspekteur Volker Wieker sofort nach Masar-i-Scharif zurückzufliegen, „um bei unseren Soldaten zu sein“. Auch die Spitzen der anderen Parteien äußerten sich bestürzt und sprachen den Angehörigen der Toten ihr Mitgefühl aus. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, der Angriff treffe „alle Deutschen“. Der Fraktionschef der SPD, Frank-Walter Steinmeier, sprach von einem „feigen und hinterhältigen Anschlag“. Der zweite schwere Zwischenfall in kurzer Zeit heizte zugleich die Debatten über den Afghanistaneinsatz neu an. Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sagte dem Tagesspiegel, niemand könne jetzt mehr bestreiten, dass sich die Bundeswehr im Krieg befinde. „Und es wird ganz deutlich, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist“, sagte er. Der Bundeswehr-Verband äußerte sich „bestürzt und wütend“ und forderte umgehend eine Aufrüstung der deutschen Soldaten. Spätestens jetzt dürfe niemand mehr die Augen vor der kriegsähnlichen Situation im Raum Kundus verschließen. Es mache betroffen, dass es „erst des Todes und schwerer Verwundung weiterer Kameraden“ bedurft habe, bis Ausrüstungslücken geschlossen würden. Guttenberg müsse seine Ankündigungen jetzt sofort umsetzen. Der Minister hatte am Mittwoch in Afghanistan unter anderem zusätzliche gepanzerte Fahrzeuge und zwei Panzerhaubitzen 2000 zugesagt.

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