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Brandenburg: Zur Entwarnung kein Anlass: Riss im Deich gefährdet Mühlberg

Bundesinnenminister Schily kündigt weitere Hubschrauber an

Potsdam. Die Hochwasserlage in Brandenburg bleibt angespannt: „In Mühlberg sinkt der Pegel zwar leicht, aber die Gefahr nimmt zu“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck am Abend. Links und rechts von der bereits am Freitag evakuierten Kleinstadt brächen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Deiche. Die Meinung, dass die Deichverteidigung nicht mehr lohne, weil das Wasser zurückgehe, wies Platzeck entschieden zurück: „Je später die Deiche brechen, um so weniger Wasser kommt rein, um so geringer die Überflutung.“ Bevor der Pegel nicht um mindestens einen Meter gesunken sei, könne von Entwarnung keine Rede sein. Derzeit sei nicht mehr die Höhe der Deiche das Problem, sondern ihre Stabilität. Laut Platzeck werden deshalb Sandsäcke zur Entlastung von den Deichkronen genommen und zur Verstärkung hinter den Deichen aufgebaut.

Am Mittag war es rund fünf Kilometer entfernt nahe dem sächsischen Stehla zu einer kritischen Situation gekommen. Dort gab einen 60 Meter langen horizontalen Riss auf der Landseite des Deichs. Die Bundeswehr setzte Bergepanzer und Hubschrauber ein, Lastwagen fuhren Sand und Kies heran. Probleme gab es am Sonntag auch in Martinskirchen bei Mühlberg, wo die Deichkrone extrem aufgeweicht ist und abzustürzen drohte. Der Deich wurde mit Sand von der Landseite verstärkt. Außerdem wird eine zweite Deichlinie im Hinterland gebaut. Bundesinnenminister Otto Schily, der mit Platzeck die Deiche in Mühlberg und Umgebung inspizierte, kündigte an, es werde zusätzliches schweres Gerät wie Hubschrauber und Großscheinwerfer für die nächtliche Beleuchtung der Deiche herangeschafft.

In der Prignitz führte am Sonntag Innenminister Jörg Schönbohm die Regie: Er zeigte sich nach Gesprächen mit der Bundeswehr überzeugt, dass bis zum Eintreffen der Flutwelle am Dienstag/Mittwoch die Arbeiten zur zusätzlichen Erhöhung der Deiche abgeschlossen sein werden. Auch die Spundwände in Wittenberge würden dann fertig sein. Die Höchststände in der Prignitz seien, so Schönbohm, erst am Donnerstag zu erwarten. Alle Prognosen gingen davon aus, dass das Hochwasser nicht über die erhöhten Deiche treten werde. Trotzdem liefen die Evakuierungsvorbereitungen weiter auf Hochtouren. Bereits am heutigen Montag soll der Ort Betz mit seinen 100 Einwohnern evakuiert werden, der in einer Senke liegt und deshalb besonders gefährdet ist. Schönbohm: „Wir werden um Evakuierungen nicht herumkommen.“ Das Problem sei auch hier, dass die durchweichten Deiche urplötzlich brechen könnten.

Zur Entlastung der Prignitz wurde gestern in Wusterwitz (Potsdam-Mittelmark) eine Schleuse des Elbe-Havel-Kanals geöffnet. Dort könne Wasser in die Seen der Umgeburg abfließen. M. Mara/Th. Metzner

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