zum Hauptinhalt
Der Angeklagte Rolf Z.

© dpa

Update

Prozessauftakt in Berlin: Tödliche Schüsse auf Briten: Angeklagter schweigt

Seit Montag steht ein 63-Jähriger vor Gericht. Er soll in Neukölln einen Briten erschossen haben - laut Anklage ein Zufallsopfer. Der Prozess ist aber auch aus einem anderen Grund interessant.

Ein wortloses Morden war es. Kein Streit, keine Vorwarnung, nicht einmal einen Kontakt gab es zuvor. Der Brite Luke Holland, ein in Berlin lebender Jurist, wurde vor einem Lokal in Neukölln kaltblütig aus nächster Nähe getötet. Durch einen Schuss aus einer Schrotflinte, den der 63-jährige Rolf Z. abgefeuert haben soll. Luke Holland, 31 Jahre alt, war aus Sicht der Anklage ein Zufallsopfer. Die Nebenklage aber schließt fremdenfeindliche Motive nicht aus. „Wir wollen wissen, warum unser einziger Sohn sterben musste“, erklärten die Eltern nun zu Beginn des Mordprozesses.

Der Angeklagte, ein hagerer Mann mit langen weißen Haaren und Vollbart, hob nur selten den Kopf. Z. gilt als kauziger Sonderling und Waffennarr. Einen festen Job hat der gelernte Betonbauer bereits seit Jahren nicht mehr. Er habe in der Umgebung seiner Wohnung in Neukölln regelmäßig Kneipen aufgesucht. Die Bar „Del Rex“, in deren Nähe es am Morgen des 20. September zu dem tödlichen Schuss kam, gehörte dazu. Und Z. soll sich einmal beschwert haben, dass dort niemand deutsch spreche.

Verbindungen zum Mord an Burak Bektas?

„Unser Sohn war so talentiert, so beliebt“, sagte die Mutter unter Tränen vor dem Gerichtssaal. Warum musste ihr Sohn, der im Frühjahr nach Berlin gezogen war und in einem Start-Up-Unternehmen in der Computerbranche arbeitete, sterben? Die Nebenklage-Anwälte halten Verbindungen zu dem noch immer ungeklärten Mord an Burak Bektas im April 2012 für nicht ausgeschlossen – die Ermittler aber sagen, sie seien der Frage längst nachgegangen. Es seien keine Hinweise auf Z. als Schützen festgestellt worden. Auch im Falle Bektas waren es Schüsse wie aus dem Nichts und mit einem Toten, der einen Migrationshintergrund hat.

Der äußerlich auffällige Z. wurde nur Stunden nach dem Tod des Briten in der Nähe seiner Wohnung in Neukölln festgenommen worden. „Er wirkte nicht verwundert, nicht verwirrt und blieb ruhig“, schilderte ein Polizist. „Alkoholgeruch war wahrzunehmen“. Z. habe erklärt, er komme von einem Mittelalterfest.

Luke Holland war mit zwei Begleitern in der Bar. Kurz vor sechs Uhr am Morgen erhielt er einen Anruf aus Großbritannien. Er ging vors Lokal und telefonierte. Z. soll die Bar bereits früher verlassen haben – ohne einen Kontakt zum späteren Opfer. In einem langen Mantel und mit einer Schrotflinte bewaffnet sei Rolf Z. zurückgekehrt. Er habe „gezielt auf den völlig arg- und wehrlosen Luke Holland geschossen“, heißt es in der Anklage. Rolf Z. schweigt bislang.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false