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Porträtgemälde von Bernhard Lichtenberg, Dom-Propst und Nazi-Gegner.

© Kai-Uwe Heinrich.

Biografie Bernhard Lichtenberg: Er betete für Juden und KZ-Gefangene

Bernhard Lichtenberg wird am 3. Dezember 1875 im heute polnischen Olawa, damals Ohlau, geboren.

Bernhard Lichtenberg wird am 3. Dezember 1875 im heute polnischen Olawa, damals Ohlau, geboren. Frommes Elternhaus, sein Vater zeitweise Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Ausweislich seines Abiturzeugnisses: redegewandt, temperamentvoll, mittlerweile in der Lage, sich „vor Übereilung“ zu hüten.

Mit 23 Jahren wird er in Breslau zum Priester geweiht, im August 1900 versetzt man ihn vom damals oberschlesischen Neisse (heute: Nysa) nach Friedrichsberg-Lichtenberg in die Berliner Peripherie. 1913 wird Lichtenberg Pfarrer der Charlottenburger Herz-Jesu-Gemeinde. Berlin damals: zwei Millionen Menschen, zehn Prozent Katholiken. Eine säkulare Stadt. Er scheitert beim Versuch, im Charlottenburger Westend eine katholische Kirche bauen zu lassen. Das Glockengeläut würde die Grundstückspreise in der Gegend sinken lassen, sagen die Entscheider – und stornieren den bereits unterschriebenen Vorvertrag.

In den zwanziger Jahren sitzt Lichtenberg als Abgeordneter der Zentrumspartei im Charlottenburger Stadtparlament. Mit der Ernennung zum Domkapitular legt er seine parlamentarischen Ämter 1931 nieder. Als Geistlicher hatte er bereits in der Endphase der Weimarer Republik den Nationalsozialismus als „Irrlehre“ bezeichnet – und bleibt dabei auch nach Hitlers Wahlsieg. Nachdem Lichtenberg gegen Menschenrechtsverletzungen im KZ Esterwegen protestiert hatte, stellt der Inspekteur der Konzentrationslager 1935 einen – erfolglosen – Antrag auf Schutzhaft gegen ihn. Später wandte Lichtenberg sich gegen die Euthanasie-Morde.

Im Herbst 1941 wird er verhaftet, nachdem zwei Studentinnen ihn denunziert hatten. Lichtenberg habe in der Abendandacht „bolschewistische Propaganda“ betrieben, als er für Juden, Nicht-Arier und die Gefangenen in den Konzentrationslagern gebetet habe. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung finden die Polizisten eine Ausgabe von „Mein Kampf“ mit kritischen Anmerkungen.

Im Mai 1942 wird Lichtenberg zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen „Kanzelmissbrauch“ sowie „Vergehen gegen das Heimtückegesetz“ verurteilt. Nach Ende seiner Haftzeit lässt man ihn nicht frei, sondern überstellt ihn der Gestapo. Die will den schwer Herz- und Nierenkranken ins KZ Dachau bringen. Dort kommt er nie an. Lichtenberg stirbt auf dem Weg nach Dachau am 5. November 1943.

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