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Svetlana Tikhanovskaya nach der Stimmangabe bei der Wahl am Sonntag

© Imago/Itar-Tass/Natalia Fedosenko

Update

Nach Wahl in Belarus: Oppositionsführerin Tichanowskaja reist nach Litauen aus – „Schwierige Entscheidung“

In Belarus halten die Proteste gegen die Wiederwahl von Lukaschenko an. Sicherheitskräfte reagieren brutal. Die Kandidatin der Opposition verlässt das Land.

Nach der Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) hat die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja das Land verlassen und hält sich im EU-Land Litauen auf. Die 37-Jährige sei nun in Sicherheit, teilte der litauische Außenminister Linas Linkevicius am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit. 

Der Minister hatte sich am Montagabend angesichts der Gewalt in Belarus besorgt gezeigt um die Sicherheit der zweifachen Mutter. Tichanowskaja hatte am Vortag noch bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sie im Land bleiben werde und weiter kämpfen wolle. Sie beansprucht den Sieg bei der Präsidentenwahl vom Sonntag für sich.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat ihren Worten zufolge auf eigenen Antrieb hin das Land verlassen. „Ich habe eine sehr schwierige Entscheidung getroffen. Es ist eine Entscheidung, die ich absolut unabhängig getroffen habe", sagte sie in einem Youtube-Video am Dienstag.

Sie widersprach damit Äußerungen ihres Wahlkampfteams, wonach sie angesichts der Proteste gegen den verkündeten Wahlsieg von Präsident Aleksander Lukaschenko von den Behörden zur Ausreise ins benachbarte Litauen gezwungen worden sei. Ihre Wahlkampfhelferin und Vertraute Olga Kowalkowa hatte spekuliert, die belarusischen Behörden hätten Tichanowskaja erpresst und für ihre Ausreise im Gegenzug die Freilassung ihrer Wahlkampfleiterin Maria Moros angeboten.

Auch das staatliche Grenzkomitee erklärte, Tichanowskaja nicht zur Ausreise gezwungen zu haben.

Tichanowskaja wendet sich in Videobotschaft an Belarusen

„Ich weiß, dass viele mich verstehen werden, viele mich verurteilen werden und viele mich hassen werden", sagte Tichanowskaja in der Videobotschaft. „Ich dachte, dass dieser Wahlkampf mich wirklich gestählt hätte und mir die Kraft gegeben hätte, alles durchzustehen", sagte sie weiter. "Doch offenbar bin ich die schwache Frau geblieben, die ich am Anfang war".

Tichanowskaja sei zuletzt Gefahr gelaufen, verhaftet und wegen der Zerstörungen und Gewalt mit Toten und Verletzten angeklagt zu werden. In dem Video rief sie die Belarusen deshalb dazu auf, friedlich zu bleiben, das Gesetz zu respektieren und der Polizei keinen Widerstand zu leisten. „Ich will kein Blut und keine Gewalt", sagte Tichanowskaja.

Das belarusische Innenministerium meldete am Dienstagmittag derweil, dass allein bei den Folgeprotesten am Montag 2000 weitere Demonstranten verhaftet worden sind. Am Sonntagabend wurden 3000 Menschen verhaftet.

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Tichanowskaja hatte sich aber auch massiv bedroht gefühlt von den Sicherheitskräften um den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko. Der 65-Jährige hat mit dem Einsatz der Armee gedroht, um seine Macht auch nach 26 Jahren für eine sechste Amtszeit zu verteidigen.

Experten gingen jedoch zunächst nicht davon aus, dass die Ausreise Tichanowskajas zu einem Abflauen der Proteste führt. „Sie ist vor allem die Symbolfigur und kann auch aus dem Ausland mit Videos Botschaften senden“, sagte die belarusische Analystin Maryna Rakhlei der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

Tichanowskaja hatte zuvor auch ihre Kinder außer Landes bringen lassen. Ihr Mann Sergej Tichanowski, ein regierungskritischer Blogger, sitzt in Haft. Tichanowskaja war an seiner Stelle bei der Wahl angetreten und hatte als einzige Oppositionelle eine Zulassung als Kandidatin erhalten. (dpa)

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