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Ganz schön kess: ZDF-Experte Sandro Wagner

© ZDF

EM-TV: Co-Kommentatoren im Trend: Das Frotzeln des Sandro Wagner

Reporter sitzen bei dieser Fußball-EM nicht mehr alleine vorm Mikro. Was Béla Réthy und Sandro Wagner aus dem Deutschland-Spiel gegen Frankreich lernen könnten.

Irgendwann war es Sandro Wagner beim Spiel Deutschland gegen Frankreich zu bunt. Es ging um merkwürdige Tanzbewegungen auf dem Platz. "He, Béla, was sagst du!?" Dem Angesprochenen, Béla Réthy, verschlug es die Sprache. Was hat das mit Fußball zu tun? Jahrzehntelang war Réthy es gewohnt, die 90 Minuten alleine zu kommentieren. Nun hat ihm das ZDF bei dieser EM einen Experten an die Seite gesetzt, gemäß dem neuen Trend zum Co-Kommentatoren.

Wer ist dieser Freigeist mit Oberlippenbart? An dem Fußball-Experten Sandro Wagner streiten sich ja die gelehrten Fußballfans. Den einen ist er zu laut, zu kess, die anderen rühmen das Selbstbewusstsein des Ex-Bayern-Profis, dass manchmal auch mal über Grenzen hinaus schießt.

Auf Social-Media sorgte am Dienstagabend allerdings nicht nur Wagners forsche Art, sondern auch ein Schnaufen und Klicken während der Übertragung für Irritationen.

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Dafür kann Sandro Wagner nichts. Er hat jetzt einen wichtigen Job beim Fernsehen. Er zählt die Ketten durch und hält die Reporter außer Atem. Im US-Sport ist diese Rollenverteilung längst etabliert: ein „Play-by-Play-Mann“, der das Geschehen beschreibt, und ein „Color Commentator“, meist ein Ex-Spieler, der Hintergründe liefert. 

Dazn (auch schon mit Sandro Wagner) und Eurosport haben das hierzulande populär gemacht. Legendär die Frotzeleien über Land und Leute, die in stundenlangen Tour-de-France-Übertragungen bei Laune halten. Keine Selbstgespräche mehr.

Zum Frotzeln war Béla Réthy am Dienstagabend nicht zumute, was wohl auch am Spielausgang, der Niederlage gegen Frankreich, lag, aber auch am unablässigen Drängen seines Sidekicks. Wortwitz, Wortanteile, Sachverstand, Erkenntnisgewinn - in nichts wollte Wagner nachstehen.

Und ist damit nicht alleine. Generell lässt sich nach den ersten zwölf EM-Spielen sagen: Die Herren Bartels, Réthy oder Martin Schneider müssen sich noch an ihre Co-Kommentatoren, ihre Sidekicks gewöhnen. Zu ungestört konnten die Reporter früher 90 Minuten drauflos quatschen, ohne das ihnen jemand verbal in die Parade fuhr.

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Jetzt sitzen da Sandro Wagner, Thomas Broich oder Hanno Balitsch und wissen manches besser, wenn gleich Letzterer bei der Nachmittagsübertragung Portugal gegen Ungarn bei weitem nicht an die Chuzpe und geschwellte Brust eines Sandro Wagner heran kam.

Als Balitsch dem Reporter Schneider die gelbe Karte eines Spielers "nachtrug", erinnerte das an den ewigen Krimi-Assistenten Klein (Fritz Wepper) im "Derrick": Harry, fahr' schon mal den Wagen vor!

Weniger Zuschauer als bei Auftakt-Matches der vergangenen Jahre

Ja, solche Versuche gab es schon öffentlich-rechtlich, vereinzelt. 1990 kommentierte Gerd Rubenbauer zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge das Finale Deutschland gegen Argentinien bei der WM in Italien. Richtig durchsetzen konnte sich dieses Team-Modell nicht.

Das Zusammenspiel von Co-Kommentatoren/Experten und gestandenen Reportern wie Réthy muss eingeübt werden. Ruhig mal Frotzeln, lässig sticheln und necken, wie es Freigeist Wagner versuchte. Dann kann das auch noch ein unendlicher Spaß werden bei dieser EM, so anregend wie bei den Tour-de-France-Übertragungen.

Immerhin: Das ZDF freut sich bei Deutschland gegen Frankreich über eine gute Quote, auch wenn die Live-Übertragung weniger Zuschauer vor den Fernseher lockte als die Auftakt-Matches der vergangenen Jahre.

Durchschnittlich 22,55 Millionen Zuschauer zählte das EM-Spiel ab 21 Uhr. Weniger waren es zuletzt vor neun Jahren, als Deutschland bei der EM zum Auftakt gegen Portugal spielte.

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