
© Chantal Neumann, German Doctors
Sprechstunde am Müllberg: Das Engagement der German Doctors an Nairobis Müllkippe
„Wirklich unterernährte Kinder habe ich selten so viele gesehen.” - Dr. Peter Hartmann, German Doctor
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Imami (Name geändert) blickt sorgenvoll zu den lauernden Marabus auf dem Hügel neben ihr. Die Aasfresser und Unratbeseitiger sind ihre gefährlichen Konkurrenten. Sie warten nur auf eine günstige Gelegenheit, um sich mit ihren starken, 35 cm langen Schnäbeln auf den Abfall zu stürzen, den Imami mühevoll aussortiert hat. Denn sie ist Müllsammlerin und hat — wie jeden Tag — auf der großen Müllhalde in „Korogocho” am Rande der Metropole Nairobi den Abfall von Wertstoffen getrennt. Diese möchte sie auf dem örtlichen Markt verkaufen. Von dem Erlös bereitet Imami die Mahlzeiten für ihre Kinder zu.

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200.000 Menschen leben am und vom Müll
So wie Imami leben rund 200.000 Menschen in Korogocho am und vom Müll. Am Rand der Berge aus Abfällen breitet sich ein riesiges Slumgebiet aus, das von verdreckten Wasserläufen durchzogen ist. Über all dem liegt der faulige Gestank nach verbranntem Unrat. Korogocho heißt übersetzt so viel wie „Durcheinander, Chaos, Abfall”. Seit 2021 gibt es in den Räumen der befreundeten Ayiera Initiative eine Slum-Ambulanz. Gemeinsam mit einem lokalen Gesundheitsteam versorgten die German Doctors dort 2024 über 17.000 mal Patientinnen und Patienten.
Durch die katastrophalen und unhygienischen Lebensumstände kommt es bei den Menschen vor Ort häufig zu Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes, Hautkrankheiten und Lungenerkrankungen. Auch Malaria, Tuberkulose und HIV sind weit verbreitete Krankheitsbilder in der Bevölkerung. Verstärkt wird der schlechte Gesundheitszustand durch den Hunger. Die Mehrheit der Menschen — insbesondere der Kinder — ist unterernährt. Als Folge der Mangelernährung leiden viele Erwachsene auch an Diabetes und Bluthochdruck.
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„Wirklich unterernährte Kinder habe ich selten so viele gesehen.”
So beschreibt der Allgemeinmediziner Dr. Peter Hartmann, der bereits mehrfach für die German Doctors ehrenamtlich im Einsatz war, die Situation in Korogocho. Er ist einer der über 220 Ärztinnen und Ärzte, die jährlich für den German Doctors e.V. in einen sechswöchigen Einsatz gehen, um Menschen in den derzeitigen Projektländern Uganda, Sierra Leone, Kenia, Bangladesch, Indien und auf den Philippinen zu helfen, die keinen Zugang zu ausreichender basismedizinischer Versorgung haben.

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Ehrenamtliches ärztliches Engagement wirkt.
Im Zentrum der Arbeit steht seit Gründung des Vereins 1983 die nachhaltige Stärkung und der Aufbau lokaler Gesundheitsstrukturen, insbesondere der Ausbildung von Gesundheitskräften vor Ort - gemeinsam mit starken, lokalen Partnerorganisationen. Dabei konzentriert sich der Verein, der mehrheitlich aus Spendengeldern finanziert ist, auf Menschen in besonders vulnerablen Situationen - insbesondere auf jene, die von Armut, sozialer Ausgrenzung oder Krisen betroffen sind — frei von jeglicher Diskriminierung.
Auf die Frage, warum er sich für die German Doctors als Organisation entschieden hat, sagt Hartmann: „Gut an der Arbeit der German Doctors ist die Zusammenarbeit mit den örtlichen Partnern, die Konzentration auf besonders marginalisierte Bevölkerungsgruppen, die Zusammenarbeit mit gut ausgebildeten örtlichen Mitarbeitenden und die Ausbildung von dörflichen Gesundheitskräften.“
Seit Gründung wirkt die Arbeit der German Doctors nachhaltig: In über 8.325 Einsätzen wurden von ihnen weltweit über 13,7 Millionen Menschen ärztlich behandelt, darunter 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren, sowie über 351.183 Frauen durch ihre Schwangerschaft begleitet.

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