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1. FC Union: Teures Nachspiel

Beim Zweitligaspiel des FC Union verhinderten 1000 Beamte am Freitagabend Ausschreitungen. 300.000 Euro kostet die Sicherung einer Begegnung – die Polizei will das Steuerzahlern nicht mehr zumuten.

22 Spieler hatten die Vereine auf dem Platz, über 1000 die Polizei. Ein ganz normales Ostderby also am Freitagabend in Köpenick zwischen dem 1. FC Union und Energie Cottbus. „Der Aufwand war wieder enorm“, sagte Polizeieinsatzleiter Michael Knape gestern. Zahlen muss, wie immer, der Steuerzahler. Neben 800 Berliner Polizisten sicherten mehrere Hundertschaften der Bundespolizei die An- und Abreise der Cottbuser Fans. Angesichts der Polizeistärke blieb es friedlich, nur eine Festnahme vermeldete das Präsidium. Doch Einsatzleiter Knape betont: „Nur wegen dieses Großaufgebots blieb es friedlich.“ Seine Faustregel lautet nach der Erfahrung mehrerer Dutzend Risikospiele: „Es kommt regelmäßig zu Ausschreitungen, wenn wir mit weniger als 500 Beamten im Einsatz sind.“ Als bestes Beispiel dafür gilt das Pokalspiel in der vergangenen Saison zwischen Tennis Borussia und Energie Cottbus: Nur 100 Polizisten waren zu Beginn im Mommsenstadion – das nutzten Cottbuser Chaoten aus und griffen Berliner Fans massiv an. 15 Polizisten wurden verletzt. Auch in Köpenick wäre „eine Hundertschaft überlaufen“ worden am Freitagabend, wie Knape sagte.

Deshalb geht die Polizei nun bei „bedingten Risikospielen“, „Risikospielen“ und Hochrisikospielen auf Nummer sicher – zum Ärger der Fans. Versprechungen von Vereinen, dass vom Verein gestellte Ordner die Sicherheit garantieren werden, glaubt die Polizei nicht mehr. Auch am Freitagabend gab es im Stadion unschöne Bilder. Union-Fans zündeten nach Angaben Knapes 32 Nebeltöpfe und Bengalisches Fackeln in den dichtbesetzten Rängen. Knape fragt sich nun, wie diese ebenso verbotene wie gefährliche Pyrotechnik ins Stadion kam. „Entweder über den VIP-Bereich hineingeschmuggelt oder die Ordner haben weggesehen“, sagte der erfahrene Polizeiführer. Dies werde für Union noch ein Nachspiel haben, sagte Knape, denn der DFB hatte einen Spielbeobachter in die Alte Försterei geschickt – wie üblich bei Risikospielen. „Die Polizei muss die Ordner kontrollieren – das ist doch idiotisch“, sagte Knape.

Für ein vorangegangenes „Risikospiel“ des FC Union hat Knape einmal ausgerechnet, was der Einsatz gekostet hat: Nämlich für 7461 Einsatzstunden von knapp 1000 Beamten genau 292 774,08 Euro. „Eigentlich müssten Steuerzahlerbund und Rechnungshof dabei verrückt werden“, sagte Knape. Alle Polizeieinsätze beim damaligen Drittligisten Union in der Saison 2007/2008 kosteten 1,1 Millionen Euro. Erstligist Hertha kostete nur unwesentlich mehr – hatte aber siebenmal so viele Zuschauer. Doch die Debatte um die Kostenübernahme durch die Vereine ist versandet. Mehrfach hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch gesagt, dass diese Kosten nicht mehr der Allgemeinheit zugemutet werden dürften. Rechtlich sei das möglich, betont die Polizeiführung. Selbst ein Verbot von Hochrisikospielen war im vergangenen Jahr erwogen worden.

In Köpenick war am Freitagabend nur alkoholhaltiges Bier verboten. Zudem durften Cottbuser Karten nur im Vorfeld unter Vorlage des Ausweises kaufen. Erst kurz vorher war die Begegnung zum Risikospiel hochgestuft worden, nachdem bekannt geworden war, dass 50 Cottbusser „Alt-Hooligans“ anreisen werden. Zudem hatten beim vorangegangenen Heimspiel vor zwei Wochen Union-Fans Busse der Gäste angegriffen. Sorge macht der Polizei, dass sich Problemfans von Hertha und Union mittlerweile verbrüdert haben zu „Eisern Berlin“. Diese Truppe machte am Freitagabend auch in Köpenick Stimmung. Jörn Hasselmann

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