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Berlin: 1. Mai: Die Angst marschiert immer mit

Zum Thema Online Spezial: Sind die Krawalle zum 1. Mai unvermeidbar?

Zum Thema Online Spezial: Sind die Krawalle zum 1. Mai unvermeidbar? Mehr als 7000 Polizisten werden in den Tagen um den 1. Mai in Berlin im Einsatz sein. Die Polizei hat erklärt, befürchtete Ausschreitungen mit einer Deeskalationsstrategie im Vorfeld verhindern zu wollen. Gleichzeiteig kündigen Innensenator Eckart Werthebach (CDU) und Polizeipräsident Hagen Saberschinsky eine "außerordentlich niedrige Einschreitschwelle" im Falle von Gewalttaten an. Unabhängig davon, ob das vom Innensenator verfügte Verbot der gewaltträchtigen "Revolutionären 1.-Mai-Demo" vor Gericht Bestand hat, werden viele Beamte also wohl auch in diesem Jahr alle Hände voll damit zu tun haben, Ausschreitungen gewaltbereiter Autonomer und "erlebnisorientierter" Jugendlicher einzudämmen. Wir haben drei Polizisten nach ihren Erwartungen und Befürchtungen gefragt.

Mitten unter den Autonomen

Falls die gewaltträchtige "Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration" kommende Woche per Gerichtsbeschluss doch noch stattfinden sollte, wird Oliver Hartmann in der ersten Reihe mitmarschieren - auf Seiten der autonomen Demonstranten. Der 32-jährige Kommissar ist als Verbindungsbeamter dafür zuständig, dass der Informationsfluss zwischen Polizei und Veranstaltern klappt. "Ein bisschen Angst habe ich schon", sagt er - zumal er im Gegensatz zu seinen Kollegen in den Einsatzgruppen keine Schutzkleidung trage. Im vergangenen Jahr geriet Hartmann auf dem Oranienplatz in den Steinhagel der Randalierer. "Das war das Schlimmste, was ich in meinem Leben erlebt habe - ich hoffe, dass es dieses Mal nicht eskalieren wird."

Bespuckt, geschlagen, mit Steinen beworfen

Den 1. Mai der vergangenen Jahre hat Tanja Sattler in keiner guten Erinnerung. "Ich wurde mit Steinen beworfen, beschimpft, bespuckt, geschlagen - die ganze Palette", sagt die junge Polizeiobermeisterin. Jahrelang hat sie die Krawalle an der eigenen Haut in geschlossenen Einheiten miterlebt. In diesem Jahr ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und dient der Presse als Ansprechpartnerin. Sie befürchtet, dass es auch kommende Woche wieder zu Randale kommt - wenn auch in geringerem Maße als bisher: "Die linken, gewaltbereiten Gruppen sind nicht mehr so gut organisiert wie in den letzten Jahren", sagt Sattler. Ob sie Angst hat? Die Antwort kommt prompt. "Natürlich", sagt sie. "Jeder von uns hat Angst."

Seit 15 Jahren am 1.Mai dabei

Günther Bathe ist ein 1.-Mai-Veteran. "Seit 15 Jahren halte ich an dem Tag meinen Kopf hin", sagt der Polizeihauptmeister. Er wurde etliche Male mit Steinen beworfen und mehrmals so stark verletzt, dass er sich noch Tage danach vor Schmerzen kaum bewegen konnte, wie er sagt. Immer noch erschrecke ihn die Brutalität, die ihm an dem Tag begegnet. Auch kommende Woche wird der 38-Jährige wohl wieder mit seinen Kollegen der geschlossenen Einheit an den Brennpunkten der Stadt im Einsatz sein - obwohl er an dem Tag eigentlich frei gehabt hätte. Angst habe er nicht mehr, dafür habe er den 1. Mai schon zu oft miterlebt. "Aber besorgt bin ich schon", schränkt Bathe ein. "Man muss an dem Tag einfach mit allem rechnen."

lvt

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