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Berlin: 1. Mai-Krawalle: SPD: Werthebach redete Krawalle herbei

Nach den schweren Krawallen am Abend des 1. Mai im Stadtteil Kreuzberg ist in der Berliner Regierungskoalition Streit ausgebrochen.

Von Frank Jansen

Nach den schweren Krawallen am Abend des 1. Mai im Stadtteil Kreuzberg ist in der Berliner Regierungskoalition Streit ausgebrochen. SPD-Landeschef Peter Strieder warf CDU-Innensenator Eckart Werthebach und Polizeipräsident Hagen Saberschinsky vor, sie hätten die Krawalle herbeigeredet und "bürgerkriegsähnliche Zustände beschworen", die dann auch eingetreten seien. Werthebach verteidigte den massiven Polizeieinsatz und das Verbot der "Revolutionären 1. Mai-Demonstration". Bei den Krawallen wurden 166 Polizisten verletzt und 616 Personen festgenommen.

Zum Thema Online Spezial: Die Mai-Krawalle in Kreuzberg Bilder des Tages: Kundgebungen am Tag, Randale in der Nacht Nach Ansicht des Fraktionschefs der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Klaus Wowereit, sollte die im Oktober auslaufende Amtszeit von Polizeipräsident Saberschinsky nicht mehr verlängert werden. Ähnlich äußerte sich die PDS-Fraktion. Die Grünen forderten den Rücktritt des Senators.

Die SFB-Abendschau berichtete am Mittwochabend über eine mögliche schwere Panne im Verlauf des Einsatzes. Die Polizei habe Teilnehmer einer verbotenen Versammlung aufgefordert, in Richtung Mariannenplatz abzuziehen. Dort fand zur gleichen Zeit ein friedliches Straßenfest mit Tausenden Teilnehmern statt. Einsatzleiter Gernot Piestert sagte, sollte dies so geschehen sein, sei dies aus polizeitaktischer Sicht "töricht". Werthebach sagte in der Sendung zu dem ihm kurz zuvor gezeigten Video des Einsatzes: "Das kann ich mir nicht erklären." Nach Beobachtung des Tagesspiegels forderte die Polizei um 16 Uhr 43, eine Stunde vor Ausbruch der Krawalle, eine zum Teil Parolen rufende, aber friedliche Menschenmenge in der Oranienstraße auf, sich "einzeln oder in kleinen Gruppen in Richtung Mariannenplatz zu entfernen".

Obwohl Werthebach 9000 Polizeibeamte aus Berlin und mehreren Bundesländern aufgeboten hatte, konnten Autonome und andere Gewalttäter bis zum späten Abend randalieren. Zahlreiche Privatfahrzeuge wurden durch Steinwürfe beschädigt, mehrere Autos angezündet. Die Höhe der Sachschäden ist noch nicht bekannt. Knapp zwei Stunden nach Beginn der Ausschreitungen kesselte die Polizei 450 Personen ein. Unter ihnen befanden sich neben Randalierern auch friedliche Besucher der Veranstaltung auf dem Mariannenplatz. Die Festgenommenen mussten die Nacht in Gefangenensammelstellen verbringen. Dort wurde anhand von Polizeivideos festgestellt, wer randaliert hatte und wer nicht. Das Ergebnis lag laut Werthebach am Mittwoch noch nicht vor. Nach Darstellung Saberschinskys war die Einkesselung unvermeidlich, da aus der "Deckungsmasse" der Festbesucher heraus Störer die Polizei angegriffen hätten.

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