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Berlin: 100 000 Eltern erhielten Mahnbriefe Vorsorgeuntersuchungen der Kinder versäumt

Rund 40 Prozent der Berliner Eltern bringen ihre Kinder nicht rechtzeitig zu den Vorsorgeuntersuchungen. Pro Quartal werden deshalb 25000 Mahnungen verschickt.

Rund 40 Prozent der Berliner Eltern bringen ihre Kinder nicht rechtzeitig zu den Vorsorgeuntersuchungen. Pro Quartal werden deshalb 25000 Mahnungen verschickt. Diese Auskunft erhielt am Donnerstag der Jugendausschuss im Abgeordnetenhaus anlässlich einer Anhörung zum Kinderschutz. Hinter rund 1300 nicht erfolgten Rückmeldungen pro Jahr verbergen sich ernsthaftere Probleme, sodass die Familien anschließend vom Kinder- und Jugend-Gesundheitsdienst (KJGD) betreut werden.

Zu den Berichterstattern im Ausschuss gehörte Oliver Blankenstein. Der Kinderarzt leitet an der Charité die „Zentrale Stelle für das Einladungs- und Rückmeldewesen“. Hier laufen die Informationen über die Wahrnehmung der ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen für die Kinder zwischen drei Monaten und fünf Jahren zusammen. Die hohe Zahl von 25000 Mahnungen pro Quartal, also 100 000 pro Jahr, hängt damit zusammen, dass die Zentralstelle sehr früh reagieren muss: Sobald nicht nur die gesetzlich empfohlene Frist, sondern auch die darüber hinausgehende „Toleranzfrist“ für die Untersuchungen verstrichen ist, können die Kinderärzte die Untersuchungen nicht mehr mit den Kassen abrechnen. Die Zentralstelle wird deshalb schon einen Monat vor Ende der Abrechnungsfähigkeit aktiv.

Rund 40 Prozent der Familien antworten nicht auf die Mahnung. „Dann übergeben wir den Fall an den KJGD“, erläutert Blankenstein den Ablauf. Der bezirkliche Gesundheitsdienst ist gesetzlich verpflichtet, zu den Familien Kontakt aufzunehmen – durch einen Hausbesuch oder ein Telefonat. Oft stelle sich dabei heraus, dass die Familien weiteren Beratungsbedarf hätten. Wenn der KJGD sich dieser Probleme annehme, könne er Druck aus den Familien nehmen – zugunsten der Kinder. „Und dies ist dann der präventive Aspekt, der über die reine Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen hinausgeht“, resümierte Blankenstein im Hinblick auf die 1300 Fälle.

Seine Zentralstelle ist ein Baustein im Berliner Netzwerk „Kinderschutz“, das 2009 installiert worden war, nachdem sich die Fälle von schwerer Kindesvernachlässigung gehäuft hatten. sve

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