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Bis 2029 gehen 10.000 Polizisten in Pension – Nachwuchs wird dringend gesucht.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

1000 Euro Zuschuss für den Führerschein: Berlin schafft Anreize für Nachwuchs-Polizisten

Die Polizei braucht dringend Personal – doch die Zahl der Bewerbungen und deren Qualität lässt zu wünschen übrig. Ein Zuschuss zum Führerschein soll helfen.

Schon seit Jahren hat die Berliner Polizei Probleme, genug qualifizierte Bewerber für offene Stellen zu finden. Regelmäßig werden Bewerbungsfristen verlängert, auch auf Social Media ist die Behörde präsent.

Künftige Hauptstadt-Polizisten sollen etwa einen Zuschuss von 1000 Euro für den Führerschein bekommen. Damit werde ein weiterer Anreiz für Anwärter geschaffen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Bei der Gewinnung von neuem Personal sei ihre Behörde im vergangenen Jahr in großen Schritten vorangekommen. So könne ersten Studierenden, die nicht aus Berlin oder der Umgebung stammten, bei aktuellen Notlagen Wohnraum angeboten werden.

Die „Wohnungsfürsorge“ solle ausgebaut werden.

Bis 2029 werden 10.000 Kolleginnen und Kollegen über die ganze Polizei verteilt in Pension gehen, so Slowik. „Wir wollen trotz der laufenden Abgänge bis 2024 auf 19.000 Beamtinnen und Beamte im Vollzug anwachsen.“ Derzeit seien es in dem Bereich etwa 17.500 Kräfte.

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„Wir bilden so viele junge Menschen aus wie lange nicht mehr“, unterstrich die Polizeipräsidentin. Derzeit seien es mehr als 3000 Anwärterinnen und Anwärter. „Wir stellen in den nächsten Jahren pro Jahr gut 1200 ein.“

Bewerberzahlen gehen runter, sobald er Lebenslauf gefragt ist

Ziel sei es, junge Leute zu finden, die geeignet sind und auch durchhalten. „Ob man es nun schön findet oder nicht, man muss feststellen, dass die aktuelle Generation sich auch mal umentscheidet und sich doch noch etwas anderes sucht. Die Situation ist noch nicht dramatisch, wird aber zunehmend schwieriger.“

Der Polizei-Beruf verlange ein breites Spektrum an Fähigkeiten, sagte Slowik. „Auch wenn der Online-Vortest noch ganz gut verläuft, rauschen die Bewerberzahlen schon in den Keller, wenn der Lebenslauf angefügt werden soll. Die Qualität entspricht nicht immer unseren Vorstellungen.“ Manche meldeten sich auch nur einmal an, machten den Online-Vortest und ließen ihre Bewerbung dann versanden.

Mangelnde Deutschkenntnisse sind ein Problem

Junge Bewerber hätten häufig nur mangelnde Deutschkenntnisse. Sie wolle aber mit einem Vorurteil aufräumen, so Slowik: „Nach unseren Erkenntnissen macht es keinen Unterschied, ob die Bewerberin oder der Bewerber einen Migrationshintergrund hat oder nicht. Das erleben auch andere Arbeitgeber.“

Für Interessenten, die die Einstellungstests bestanden haben und für die eine Stärkung der Deutschkenntnisse sinnvoll wäre, werde zusätzlicher Deutschunterricht bis zum Beginn der Ausbildung angeboten. „Gute Deutschkenntnisse sind in unserem Beruf unerlässlich – wer sich mal durch Gesetzestexte gekämpft hat, weiß das.“

Slowik will mehr Wiederholungsversuche nach vermasselten Prüfungen

Sie könne sich vorstellen, unter Umständen künftig verpflichtend für alle einen solchen Vorkurs einzuführen, um ein gewisses Niveau zu sichern, sagte Slowik. Auch die Prüfungsordnung muss nach ihren Worten hinterfragt werden.

„Nach einer vermasselten Prüfung an unserer Polizeiakademie gibt es derzeit nur einen Wiederholungsversuch – das ist an Hochschulen anders. Ich bin für einen zweiten Wiederholungsversuch – in besonderen Fällen mit entsprechender Sondergenehmigung.“ Die jungen Leute müssten erstmal den Ernst der Lage begreifen, da sei eine zweite Chance nur fair.

Zu den „Werbemaßnahmen“ gehöre auch ein virtueller Rundgang an der Polizeiakademie. Mit dem bereits 2018 veröffentlichten 360-Grad-Film sei die Berliner Polizei deutschlandweit Vorreiter unter den Polizeibehörden, unterstrich Slowik. (dpa)

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