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Berlin: 1000 Unterschriften für die Aydins

Zwei Schulen kämpfen gegen die Abschiebung der kurdischen Familie

„Gülbahar gehört zu uns“ steht auf dem grünen Schild, das Nina in die Luft hält. Die Erstklässlerin aus Friedrichshain war gestern mit 40 Mitschülern, Eltern und Lehrern von der Thalia-Grundschule und der Eberhard-Klein-Oberschule in Kreuzberg ins Abgeordnetenhaus gekommen. Dort überreichten sie dem Petitionsausschuss eine von mehr als 1000 Berlinern unterzeichnete Bittschrift: Sie wollen erreichen, dass die kurdische Familie Aydin in Berlin bleiben darf. Die jüngste Tochter Gülbahar ist Ninas Klassenkameradin. Die anderen Aydin-Kinder gehen auf die Eberhard-Klein-Schule.

Nach 17 Jahren in Deutschland sollen die Eltern der siebenjährigen Gülbahar mit vier ihrer elf Kinder in die Türkei abgeschoben werden. Obwohl die Familie gut integriert ist, die Kinder kein Türkisch, dafür aber gutes Deutsch sprechen. Und obwohl sich die Härtefallkommission für sie einsetzt. Die asylrechtlichen Mittel sind ausgeschöpft, Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat sich mehrfach dagegen ausgesprochen, bei der Familie die Härtefallregelung anzuwenden und den Aydins eine Aufenthaltsgenehmigung zu geben. „Die Vernunft sagt uns auch, dass wir nicht alle Lebensschicksale finanzieren können und wollen“, schreibt Körting in einer Stellungnahme für den Tagesspiegel. Die letzte Möglichkeit, eine Aufenthaltsgenehmigung für die Aydins zu erwirken, ist nun die Petition an das Abgeordnetenhaus. „Ich bin zuversichtlich, dass die Eingabe zum Erfolg führt“, sagt Rainer-Michael Lehmann (FDP), Mitglied im Petitionsausschuss. Er sei beeindruckt von der Unterstützung, die die Familie erhält.

Auch er setzt sich schon seit Längerem für die Familie ein. Mit anderen Mitgliedern des Ausschusses habe er ebenfalls über die Aydins gesprochen: „Viele denken ähnlich wie ich.“ Etwa drei Wochen werde es dauern, bis der Petitionsausschuss seine Empfehlung ausspricht. Anweisungen darf auch dieses Gremium nicht erteilen – ebenso wenig wie die Härtefallkommission. Die hat sich jetzt trotzdem erneut mit dem Fall beschäftigt, um die Fakten noch einmal zu prüfen.

An Familie Aydin sind die Ereignisse nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir können alle nicht mehr richtig schlafen“, sagt der 21-jährige Mehmed. Vor Gülbahar versuchen Eltern, Geschwister und Lehrer aber die Sorgen zu verstecken. dma

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