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Berlin: 101 neue Lehrer für Berliner Schulen

Bildungssenator Zöllner kündigt nach seiner Fehlprognose Einstellungen an. Eine Schülerdatei soll helfen, den Bedarf zu ermitteln.

Die Klagen der Schulen und Verbände über fehlende Lehrer waren nicht unbegründet: Knapp drei Wochen nach Schulbeginn fehlen tatsächlich noch rund 100 Lehrkräfte, wie eine aktuelle Umfrage der Schulbehörde ergab. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) kündigte deshalb gestern an, 101 Lehrer neu einzustellen. Zudem muss noch eine unbekannte Zahl von Pädagogen umgesetzt werden.

Der Personalmangel ist vor allem deshalb entstanden, weil mehr Pädagogen ausgeschieden sind als von der Behörde eingeplant. Warum es zu dieser Fehlprognose von immerhin 75 Stellen (rund 0,25 Prozent der Lehrer) kam, ist unklar. Zumindest die regulären Pensionierungen müssten ja lange vorher bekannt sein und entsprechend berücksichtigt werden können. Möglicherweise sind mehr Lehrer als erwartet auf Teilzeit oder in Mutterschutz gegangen. Damit die Behörde künftig besser planen kann, schlägt Zöllner vor, dass die Lehrer nicht erst im August, sondern bereits im Januar Anträge auf eine Veränderung ihrer Arbeitszeit stellen müssen.

Präziser als die Zahl ihrer Lehrer hat die Behörde die Zahl der Schüler prognostiziert. Hier verrechnete sie sich nur um 0,1 Prozent, was knapp 400 Schülern entspricht. Wegen dieser zusätzlichen Schüler kann Zöllner weitere 26 Stellen neu besetzen.

Bis die genaue Schülerzahl durch Zöllners Schnellabfrage ermittelt wurde, hatte es einen langwierigen Streit um den Lehrerbedarf gegeben. Die Schulen hatten nämlich einen wesentlich höheren Bedarf angegeben. Insgesamt lagen ihre Zahlen um rund 4000 Schüler über denen der Behörde.

An sich ist diese Ungenauigkeit von rund vier Schülern pro Schule nicht besonders hoch. Dennoch nimmt Zöllner diese Abweichung jetzt zum Anlass, um die Einrichtung einer Schülerdatei zu fordern. Mit dieser Datei soll sichergestellt werden, dass kein Schüler doppelt gezählt wird, wenn er sich an mehreren Schulen gleichzeitig anmeldet. Zöllner sagte sinngemäß, er mache sich dem Finanzsenator gegenüber unglaubwürdig, wenn er aufgrund falscher Prognosen mehr Lehrer verlange, als er tatsächlich brauche.

Die Schulleitervereinigung der GEW sieht anhand der Zahlen ihre eigenen Mahnungen bestätigt. „Wir lagen richtig“, kommentierte ihr Vorsitzender Erhard Laube die Feststellung Zöllners, dass 101 Lehrer fehlten. Wenn man hinzunehme, dass zusätzlich rund 100 Lehrer bereits über die neue Personalkostenbudgetierung eingestellt worden seien, zeige sich, dass zu Schuljahresbeginn tatsächlich rund 200 Lehrer gefehlt hätten, rechnete Laube vor.

Um die Einstellungen über die Personalkostenbudgetierung generell zu beschleunigen, forderte Zöllner, das Mitbestimmungsverfahren zu „verschlanken“. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass das Besetzungsverfahren länger dauere als der Zeitraum, für den die Vertretung gedacht sei. Landeselternsprecher André Schindler forderte ebenfalls, dass „Einstellungs- und Mitwirkungsverfahren im Interesse der Schulen so kurz wie möglich gehalten werden“.

Auch zu einem weiteren Problem bezog Zöllner Stellung: Etliche Schulen berichten, dass sie Lehrer abgeben müssen, obwohl schon jetzt bekannt ist, dass Kollegen zu den Herbstferien in Pension gehen. Ein verantwortungsvoller Schulrat werde „zum Wohle der Schule seinen Ermessensspielraum nutzen“, erwartet der Senator. Susanne Vieth-Entus

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